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LT5: Verschleiss Steuerkettenführungsschienen - Druckversion

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RE: Gleitschienen verschleiss - Thomas ZR-1 - 03.03.2014

Der LT-5 war ein in kleinster Serie gefertigtes Unikum...entwickelt von den englischen Sportwagen-Jungs bei Lotus. Dort war man am Ende froh, dass das Ding lief. Über die Haltbarkeit bei solchen Teile hat sich dort mit Sicherheit niemand Gedanken gemacht. Von einem voll ausentwickeltem Großserienmotor war der LT-5 soweit entfernt, wie die Sonne von der Erde.

...und da die anderen Chevymotoren solche Teile nie hatte, woher sollten die Amis wissen, was das ist bzw. wie lange soetwas hält...

...denn technisch ist der LT-5 von den bis heute gebauten Traktormotoren bei Chevrolet ebenfalls soweit entfernt, wie die Erde von der Sonne King


RE: Gleitschienen verschleiss - Sadibaer - 04.03.2014

Hallo Thomas
erst jetzt nachdem ich mehr über den LT5 gelesen habe verstehe ich, dass die C4 ZR1 mit dem LT5 was ganz besonderes ist. Und wenn der Wagen dann noch so aussieht wie der in deiner Galerie
Respekt
Da gibt es dann wohl nicht mehr viele die wirklich gut sind.
Und wenn dann eine angeboten wird, dann kann natürlich auch eine Reparatur die ins Geld geht anstehen. ( Dr. Seltsam hat ja dazu geschrieben).
Gruß Wolfgang


RE: Gleitschienen verschleiss - SAM/CH ZR-1 - 04.03.2014

Zitat:Original von Sadibaer
Hallo
Frage an Sam, gibt es zu diesen Kunststoffschienen die ja offensichtlich ein Verschleißteil sind keinen Wartungsintervall nach GM Scheckheft wie z. Beispiel beim Zahnriemen.
Bei den Folgeschäden die da auftreten können, finde ich das ohne Intervall sehr bedenklich.

Gruß Wolfgang

Hallo Wolfgang
Das generelle Problem für den vorzeitigen Verschleiss der Kunststoffschienen ist der Kettenspanner. Ich würde es als Konstruktionsschönheitsfehler bezeichnen. Auf der rechten Motorenseite ist er ungünstig platziert und das führt wiederum dazu, dass vor allem die in ihren Innereien verschlissene Spanner zum Rattern der Steuerkette beim Anlassen neigen. Bis der Spanner mit Oel gefüllt ist und die Kette strafft, schleudert sie hin und her und lässt die Aufnahme der Schiene gegen den Zylinderkopf knallen. Das verursacht dann die unschönen Rattergeräusche und hat einen massgeblichen Einfluss darauf wie lange die Kunsstoffschienen schlussendlich halten. An und für sich könnten sie auch ein ganzes Motorleben lang drinnen bleiben. Wobei auch das relativiert werden muss weil die Schienen auch altern und der Kunststoff aushärtet.

Wie wollte da GM irgendwelche Wartungsintervalle festlegen wenn schlichtweg Langzeit-Erfahrungswerte fehlten? Nur gerade mal 3-4 Jahre Produktionszeit sind nicht genug aussagekräftig. Es ist ein Unterschied ob man mit einem Motor der fast nonstop läuft, 100'000 Kilometer abspult oder ob diese Laufleistung mit zahllosen starten-abstellen-starten..... erreicht wird.

Es gab Bestrebungen von Tunern, bessere Spanner zu entwickeln, aber keiner wollte die hohen Werkzeugkosten für die Herstellung alleine auf sich nehmen. Wenn man in die Runde der ZR-1 Besitzer fragte wer einen besseren Kettenspanner möchte, haben alle JA gesagt. Wenn es aber dann um die Umsetzung und die Preisfestsetzung ging, haben dann die Allermeisten gekniffen. Eine bessere Qualität kostet nun mal ihren Preis.

Die Aussage dass man bei Lotus froh war dass das Ding am ende lief, ist nicht ganz abschliessend. Bei fast jedem Motor denn man entwickelt und dann auch baut, möchte man, dass er am ende auch läuft, oder?
Man hatte ganz klare Vorstellungen wie dieser Motor aussehen und wie viel er leisten soll. Lotus wollte noch viel weiter gehen, wurde aber von GM eingebremst. Über die Haltbarkeit der Teile hat man sich sehr wohl seine Gedanken gemacht. Man wollte ganz klar dass der Motor ohne ernsthafte Probleme mindestens 100'000 Kilometer hält. Er hält weitaus länger.
Es wurden sehr gute Materialien verwendet, aber was nützt gutes Material wenn es schlampig zusammengebaut wird? Er war ein in der Entwicklung sehr teurer Motor. Wenn etwas zusammengeschustert wurde, dann sind das die LS Motoren. Die zahlreichen Motorschäden bei den C6 Z06ern sowie auch Probleme beim LS9 der C6 ZR1 sind eine Referenz für sich. So was gab es beim LT5 (und nicht LT-5) eigentlich nie. Ventilfederbrüche sind ebenfalls höchst selten. Ich habe noch keinen Motor mit einer gebrochenen Feder, einem gebrochenen Ventil oder mit unverantwortlich hohem Spiel in den Ventilführungen, so wie es beim LS7 immer wieder vorkommt, gesehen.

Man kann den LT5 nicht mit anderen Corvette-Motoren vergleichen. Er spielt in einer anderen Liga mit. In der Liga der Hochleistungsmotoren seiner Zeit.

Als Beispiel: Bei der Präsentation des LT5 hat man offenbar, um seinen seidenweichen Lauf zu demonstrieren, bei laufendem Motor eine Münze hochkantig auf den Ansaugkollektor gelegt und sie ist nicht umgekippt.

Der LT5 ist ein guter und robuster Motor der sehr viel Freude machen kann. Er hat seine Standfestigkeit in einigen Rekordfahrten bewiesen. Aber auch er hat nicht die Quadratur des Kreises erfunden. Auch er hat seine Schönheitsfehler. Aber es sind nur Kleinigkeiten und wir Tuner sind dabei, sie nach und nach auszumerzen und ihn weiter zu entwickeln. Die Ideen gehen uns (noch) nicht aus.

Das was Dr. Seltsam über seine ZR-1 schrieb war ein krasser Fall von einer von Werk aus eingebauter Schlampigkeit. Die Schuld ist nicht beim Vorbesitzer des Wagens zu suchen sondern vielmehr bei denen die an dem Motor gearbeitet haben. Auch was die Wartung anbelangt, der LT5 braucht nicht viel. Er ist sehr anspruchslos und auch nicht wirklich teuer. Aber er kann anspruchsvoll werden und ins Geld gehen, wenn er nicht das Richtige bekommt.


RE: Gleitschienen verschleiss - Sadibaer - 05.03.2014

Hallo Sam
danke für deine Ausführungen.
Ja wenn man in der Materie voll drin steckt wie du, dann sind die meisten Probleme zu lösen bzw. nachvollziehbar.
Ich hätte auch kein Problem damit, einen Wagen mit LT5 Motor zu kaufen.
Er sollte halt nur laufen wenn ich den kaufe. Was dann später kommen könnte ist eine andere Sache.
Übrigens den Trick mit der Münze, den gab es schon vor 30 Jahren beim 6 Zylinder von BMW
die Motoren hatten auch schon immer eine gute Laufkultur.

Gruß Wolfgang


- Seapilot - 05.03.2014

Mal eine Zwischenfrage eines in Sachen LT5 eher unbedarften. Ich dachte immer Mercury sei bei der Entwicklung des LT5 beteiligt gewesen. Keine Ahnung wie ich darauf komme, aber irgendwo muss ich das mal gelesen haben. ist das nun völlig falsch?

Gruß
Knut


- Hermann - 05.03.2014

Knut, der Motor ist von Lotus entwickelt worden und wurde bei Mercury Marine gebaut.


- Seapilot - 06.03.2014

Danke Hermann. Wieder was gelernt


- Hermann - 06.03.2014

Gerne. Hallo-gruen Hier ist noch ein netter Car-and-Driver-Artikel aus 09/1995 zur ZR-1.


- SAM/CH ZR-1 - 06.04.2014

Hier die Steuerkettenkunststoffschienen einer 95er ZR-1. Der Motor ist 100'000 Kilometer gelaufen und der Verschleiss der Schienen liegt bei bis zu 0.7 Millimetern. GM schreibt vor dass wenn der Verschleiss 1 Millimeter übersteigt, die Schienen ausgewechselt werden sollten. In diesem Fall wäre das hochgerechnet bei etwa 150'000 Kilometer Laufleistung.

Einmal mehr: Die Kunststoffbelagstärke liegt bei 3 Millimetern. Man kann sie durchaus noch eine Weile länger fahren. Sobald jedoch einmal der Motor ausgebaut ist, sollten sie ausgewechselt oder zumindest überprüft werden.


- SAM/CH ZR-1 - 11.12.2014

Hier ein weiteres Exemplar. Eine 90er Corvette mit rund 120'000 km auf dem Tacho.
Der Besitzer, eher ein Cruiser als Raser, brachte sie zu einem Boxenstopp vorbei.

Erstaunlicherweise wiesen die Schienen auf der Beifahrerseite, wo der Verschleiss oft ausgesprochen hoch ist, gerade mal eine Kunststoffabtragung von 0.5 mm auf. Sie wären theoretisch also für weitere 100'000 km gut. Auf der linken Motorenseite (Fahrerseite) jedoch, wo es normalerweise viel weniger Verschleiss hat, war die eine Schiene bereits bedenklich verschlissen, weit unter Toleranz.