Lackieren - Druckversion +- Corvetteforum Deutschland (https://www.corvetteforum.de) +-- Forum: Technikforen (https://www.corvetteforum.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: C 3 Technikforum (https://www.corvetteforum.de/forumdisplay.php?fid=4) +--- Thema: Lackieren (/showthread.php?tid=9170) |
- Frank the Judge - 25.02.2004 Zitat:was machen wir denn jetzt ?Keine Ahnung. Vielleicht ? - JR - 25.02.2004 Ich fände besser (so richtig schön öffentlich mit hohem Unterhaltungswert): erstmal: dann: Gruß JR Lackieren - Thomas Habermann - 26.02.2004 Autsch ich hatte mit dem einfachen schwarz auch nur gemeint, daß es an sich ´n büßchen leichter ist als wenn da diverse Schichten drauf sollen, wie es halt so bei aufwendigen Brushes ist. Hab´da wohl voll ins Lackierer-Wespennest gestochen. Wow, wenn es ums nächste Painting geht weiß ich mich super gut aufgehoben. Soviel Know-How ist schon der Knaller. Hoffentlich haben wir raih jetzt nicht völlig verwirrt. - Porter - 26.02.2004 Rein illustrativ: 77er grundiert - Corv76 - 28.02.2004 Hallo Raih, die richtige Vorbereitung für die Lackierung der Kunststoffkarosse der Corvette ist schwierig und anstrengend. Und teuer. Richtigerweise wird immer wieder auf Rücksprache mit Corvette-Restaurations-Fachleuten oder auf Fachleute aus dem Bootsbau hingewiesen. Obwohl ich vor Jahren meine Corvette eigenhändig zur Lackierung vorbereitet und teilweise sogar selbst lackiert habe, fehlt mir bis heute das vollständige Wissen. Wahrscheinlich habe ich teilweise aus Versehen einiges richtig gemacht. Ich beabsichtige, in einigen Jahren meine Corvette erneut zu lackieren. Bis dahin möchte ich noch einiges an Fachwissen sammeln. Dabei werden mir bestimmt auch Antworten auf diesen Beitrag weiterhelfen. Das Kernproblem nach der Lackierung einer Corvette scheinen die „Wasserblasen“ zu sein. Die bisher im Forum vorgestellten Probleme weisen eindeutig darauf hin. Leider ist den unglücklichen Besitzern oft nicht bekannt, wie der Lackierbetrieb die Vorbereitungen gemacht hat, wahrscheinlich ist nass geschliffen und auch gar kein Gel Coat aufgetragen worden. Hinzu kommen wohl Rostprobleme der darunter liegenden Metallteile. Und vielleicht auch Risse im Fiberglas. Oder das –ja in der Regel schon recht alte- Fiberglas ist schlichtweg „hin“, der Kunststoff verliert mit den Jahren immer mehr an Weichmacher und irgendwann zerbröselt er schlichtweg. Diese Information habe ich noch aus den USA mitgebracht. Eine Fiberglaskarosse, abgeschliffen und ungeschützt für 2 bis 3 Jahre in die Texas-Sonne gestellt, ist hin, man kann mit der Hand durchschlagen. Aus diesem Grunde sollte auch derjenige Besitzer einer Corvette, der –finanziell stark- alles durch einen Lackierbetrieb durchführen lässt, das Fachwissen sammeln und die Vorbereitungen überwachen. Die Kosten für eine gute Lackierung im Fachbetrieb werden im Forum für bis zu € 10.000,- angegeben. Dies halte ich für nicht zu hoch gegriffen. Insbesondere wenn die zeitaufwändigen Schleifarbeiten im Fachbetrieb durchgeführt werden. Ich bezweifele, dass 65vettemike mit dieser Summe hinkommen würde, würde er die im C 2-Forum geschilderten Schleifarbeiten in einem Fachbetrieb gegen richtiges Geld durchführen lassen. Hier meine Erfahrungen: Hier ist meine Corvette, wie sie am 22. Juli 1989 aussah. Steht vor meinem Haus in El Paso, TX. Schrotthaufen. Der Lack mehrfach überlackiert, durch die Sonne völlig kaputt. Und wie man auf dem zweiten Bild sieht, mechanisch beschädigt bis in das Fiberglas hinein. Keine Diskussion, dieser Lack muss ganz runter. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon Erfahrungen mit dem Lackieren von Fahrzeugen, aber nur mit Stahlkarossen und nur mit Kunstharzlack. Wir schreiben Oktober 1991. Ich bin wieder nach Deutschland umgezogen. Die vollständige Restauration ist beschlossen, die Neulackierung nur ein Teil davon. Jetzt habe ich eine Menge Selbststudium betrieben. Ich habe z. B. gelesen: Vogel Fachbuch, Autoren Hauber/Puchan/Mitz, Die Autolackierung. Dies ist ein kleines Ausbildungsbuch für Lehrlinge im Lackiergewerbe. Weiterhin kleine Fachbücher von den Farbenherstellern. Und die Datenblätter der Farbenhersteller. Und bei Lackierbetrieben war ich. Habe eine Menge gelernt über die Verarbeitung von 2 Komponenten-Lacken (2K-Lacken) sowie über die spezielle Bearbeitung von Kunststoffen (Ablüften der Chemie, Weichmacher usw.). Beim Abschleifen wollte ich den Gel Coat unbeschädigt lassen. Deshalb habe ich primär mit 400er und 600er Schleifpapier gearbeitet und mich ganz vorsichtig an den Gel Coat herangearbeitet. Würde ich heute nicht mehr machen. Gröberes Schleifpapier/-leinen nehmen, Gel Coat mit abschleifen und anschließend erneuern ist einfacher und auch die richtige Vorgehensweise. Ich habe nass geschliffen (Achtung, richtig ist trocken schleifen!). Hier sollte jeder im C 2-Forum die Schleifarbeiten und das anschließende Auftragen von Gel Coat in den Beiträgen von 65vettemike studieren. So ist es richtig. Anmerkung: Gel Coat bei Eckler`s kaufen oder -in Deutschland- bei einem Fachmann für Bootsbau. Ich empfehle die Internetseite http://www.yachtcare.de. Deutscher Gel Coat ist in der Regel 2K-Harz. Bei der weiteren Bearbeitung die Anweisungen des Herstellers beachten. Steht viel auf dieser Internetseite unter "Anstrichsysteme". Unabhängig davon ist das Abschleifen eine sehr anstrengende Arbeit. Man kann ja keine Dreh- oder Schwingschleifer nehmen, wie bei einer Stahlkarosse. Alles von Hand, damit nicht in das Fiberglas geschliffen wird. Der alte Lack muss ganz runter. Die amerikanischen Thermolacke vertragen sich nicht mit anderen Lackarten. Hier kein Risiko eingehen! Auch so genannte Sperrschichten (es gibt spezielle Grundierungen, die als Sperrschicht zwischen Thermolack und anderen Lacken dienen sollen) funktionieren nicht! Oder nur kurze Zeit. Deswegen Vorsicht beim Kauf von frisch lackierten Corvettes! Ein Großteil der Fehler beim Vorbereiten der Lackierung zeigt sich erst nach oft über einem Jahr! An der Haube habe ich Spra-Strip Paint Remover von Eckler`s ausprobiert. Im aktuellen Katalog auf Seite 234. Angabe im Katalog: „...without affecting the factory gelcoat (when properly used)“. Teufelszeug, ätzt alles weg, auch die Haut. Nimmt aber die Farbe recht gut herunter. Diese schäumt auf und man kann sie mit einem Kunststoffspachtel herunterwischen. Da aber immer wieder etwas draufbleibt, muss man das Mittel mehrfach benutzen. Ist dennoch viel schneller als schleifen, aber: der Gel Coat geht drauf!! Unvermeidbar. Auch wenn „properly used“. Und noch ein Nachteil. Die Säure zieht in den Kunststoff und gast später aus! Dies wusste ich, ich habe über Wochen (!) danach auslüften lassen. Dennoch ist mir auf der Haube (1 Jahr nach fertiger Lackierung) an einer Stelle der Lack langsam „verschrumpelt“. War wahrscheinlich dieses Teufelszeug. Zum Glück konnte ich durch entsprechendes Schleifen/Polieren den Lack retten. FINGER WEG VON CHEMISCHEN LACKENTFERNERN. Ich glaube, aus Umweltschutzgründen gibt es so ein Zeugs in Deutschland gar nicht (mehr). Und harmlosere Entferner brauchen zu lange zum Wirken. Dann kann man auch schleifen. Im September 1992 konnten die Nachbarn meine nackte Corvette sehen. Zum Großteil noch mit original Gel Coat. Wie zu sehen ist, ist an einigen Stellen noch (braun und weiß) original Grundierung bzw. Füller drauf. Diese Reststellen haben sich nicht auf den anschließenden Lackaufbau ausgewirkt. Der gesamte originale Decklack (war mal hellblau) war aber vollständig runter. Hier Beispiele von Kunstharzarbeiten an der Karosse. Der Wagen hatte viele Unfallschäden und Risse. Ich habe nur Material von Eckler`s benutzt. Also Epoxidharz, kein Polyester. Epoxidharz ist viel fester als Polyester, aber viel schwerer zu bearbeiten. Die Fiberglasmatten sind sehr schwer mit Epoxidharz zu tränken, dauert ca. 10x länger, immer wieder muss man z. B. mit einem Pinsel tupfen. Teilweise bis zum endgültigen Abbinden. Im US-Corvetteforum gibt es mindestens einen Diskussionsbeitrag über dieses Thema. Ich kam ansonsten gut mit dem Material klar. Achtung: In den verschiedenen Baujahren der Corvette kamen unterschiedliche Fiberglasmaterialien zum Einsatz. Man muss sicher sein, das richtige Reparaturmaterial zu benutzen! Das richtige Arbeiten mit Harz, Matten, Spachtel usw. ist ein komplexes Thema wie die Lackierung selbst. Auf dem linken Bild sieht man einen ausgespachtelten Bonding Strip. Die Bonding Strip`s an allen 4 Kotflügeln waren bei meiner Corvette extrem gut zu sehen, man konnte die Einbuchtungen sehen und fühlen. Den 2K-Füllspachtel habe ich mit einem Kunststofflineal abgezogen, gleich beim ersten Mal gelungen mit perfektem Ergebnis. Glück gehabt. Hier sieht man mich im Mai 1993 bei den Abklebearbeiten in der provisorischen Lackierhalle. Kompressor bauseitig vorhanden, natürlich keine Absaugvorrichtung. Der Wagen stand vorher ca. 3 Monate zur Austrocknung und Ausgasung von Feuchtigkeit und Chemie in der gut geheizten und trockenen Halle. Ob dies richtig war weiß ich nicht, auf jeden Fall hat der Lack nie Blasen bekommen. Dennoch werde ich beim nächsten Mal trocken schleifen und den Gel Coat komplett erneuern. Sicher ist sicher. Basierend auf Erfahrungen von früheren Lackierarbeiten habe ich viel Mühe in die Abklebearbeiten investiert. Ich wollte vor allen Dingen Sprühnebel im Innenraum und im Motorraum vermeiden, weil diese schon restauriert waren. Ist gelungen. Jedoch ist trotz mühsamer Abklebearbeiten bis auf den Boden viel Sprühnebel auf den (auch schon lackierten) Rahmen gekommen. Also unbedingt –wie 65vettemike vorgemacht hat- den gesamten Rahmen und alle Teile auch im Motorraum zusätzlich zum Abkleben einzeln z. B. mit Alufolie umwickeln. Hier ist natürlich die Musterlösung das Abheben der Karosse und das separate Lackieren. Nun geht es los. Wir lackieren einen kombinierten Grundierfüller, der gleichzeitig als Sperrschicht gegenüber Thermolacken dienen soll. Vorher haben wir die Karosse noch ordentlich mit Silikonentferner abgewischt, einen Tag ausgasen lassen. Dann natürlich noch mit Staubbindetuch abgewischt. Und ordentlich uns und die Overalle mit einem Staubsauger abgesaugt. Und Gasmasken benutzt. Weil wir ursprünglich die Hallentore geschlossen lassen wollten. Wir habe zu zweit lackiert, damit einer immer die Farbe nachfüllen kann und den Druckschlauch führen kann. Nach Aussage eines Lackierbetriebes, der bereits Corvettes lackiert hatte, sollten wir 5% Weichmacher für den 2K-Lack nehmen. Für die weiche Vorder- und Rückfront (Urethane Bumper) wurden 20-30% Weichmacher empfohlen. Weichmacher muss mit gehärtet werden! Einzelheiten enthalten die Datenblätter der Farbenhersteller. Ist die Prozentangabe richtig? Fachleute werden um Antwort gebeten und genaue Angaben gebeten. Leider verändert Weichmacher oft den Farbton. Sehr empfindlich ist z. B. Silber. Die unterschiedlichen Farbtöne wg. des Weichmachers kann man gut bei silbernen Audi A6 und bei der 78 Silver Anniversary Corvette sehen. Schaut mal in : The complete Book of Corvette, Langworth, engl. Ausgabe 87, Seite 203. Man sieht gut die Farbunterschiede der Front- und Heckteile. Ich habe den Farbunterschied vermeiden wollen und wollte auch auf keinen Fall später Risse im Lack haben. Ich habe mit einem hohen Anteil Weichmacher den ganzen Wagen lackiert. Wichtig: Stoßstangenverkleidungen entweder separat lackieren oder ein Stück von der Karosse „abrücken“, damit die Spalten nicht mit Farbe voll laufen. Profis zerlegen die Karosse sowieso noch weiter, nehmen also auch die Türen heraus. Jeder so wie das Ergebnis werden soll. Leider stellte sich nach erfolgter Grundierung heraus, dass der Anteil an Weichmacher für die Grundierung zu hoch war. Hatte 50% genommen. War zu viel. Zu weich. Konnte man kaum schleifen. Wichtig beim Lackieren: Erst die Kanten vorlackieren, erst die Problemstellen. Dann erst den ganzen Wagen. Wir haben beim Grundieren 2x „nass in nass“ lackiert, dazwischen die Abbindezeit gem. Datenblatt beachtet. Ergebnis (bis auf die Sache mit dem Weichmacher) war OK. Anmerkung: "Nass in nass" bedeutet, dass man die nächste Farbschicht einfach darüber lackiert. Nach entsprechendem Abwarten der Ablüftezeit. Ohne anzuschleifen. Ablüftezeit nicht verwechseln mit Trockenzeit. Während der Ablüftezeit verdunstet nur der Verdünner. Übrigens haben wir sowohl bei der Grundierung als auch beim Decklack jeweils in zwei Etappen gearbeitet. Also Vorder- und Hinterwagen getrennt im jeweiligen Abstand von 2 Wochen. Damit haben wir das „Türenauf- und –zumach-Problem" etwas entschärft. Geht ja bei der Corvette gut, wegen des separaten Daches. Auf dem zweiten Bild ist gut die Menge des Sprühnebels sichtbar. Trotz der riesigen Halle. Um noch was zu sehen, mussten wir das Tor öffnen. Zum Glück war es draußen windstill und kaum Staub in der Luft. Allerdings hatte wir dies auch vorher bedacht (PS: Ich habe früher im Freien Autos lackiert, mit Kunstharzfarben und mit unter 5 Staubeinschlüssen! Einmal sogar völlig ohne. Geht!). Der massive Sprühnebel spricht auch für eine Lackierung des Wagens in Etappen. Problem ist nämlich, dass der Sprühnebel sich auf schon angetrocknetem Lack absetzen kann bzw. dass der Lack an der Stelle, wo man angefangen hat, schon trocken ist, wenn man um den Wagen herum ist. Und dann dort natürlich nicht mehr verläuft. Deshalb sind kleine Etappen (Haube, Dächer, Scheinwerferverkleidungen sind ja auch schon einzelne Schritte) für Laienlackierer zwingend erforderlich. Beim Decklack daran denken: Gleich genug Farbe kaufen, untereinander vermischen, Farbunterschiede beim Nachkaufen möglich! Grundierung fertig. Jetzt erst mal den Wagen längere Zeit stehen lassen und abwarten. Wer Zeit hat, nimmt 2 Monate. Warum? Viele Fehler bei der Vorbereitung zeigen sich erst nach langer Zeit. Da ich ganz korrekt beim Anmischen von z.B. dem 2K-Kunstharz und dem 2K-Spachtel war (Waage), hat nichts „durchgeblutet“. Erstaunt war ich nur, dass nicht nur Füllspachtel/Ziehspachtel, sondern auch 2K-Spachtel etwas „nachsackt“. Auch kann man nach längerer Zeit „gerade Kanten“ am Rand sehen. Also wenn man z.B. ein Loch in die Karosse bohrt, dieses mit 2K-Spachtel ausfüllt, abschleift und überlackiert, ist zwar erst einmal alles glatt, aber nach 2 Monaten kann man wieder die Ränder im Lack sehen. Heute weiß ich das. Also: Alle Kanten abschrägen, glätten. Karosserieprofis wissen das, steht entsprechend auch in der Literatur. Und zur Sicherheit die Grundierung längere Zeit stehen lassen und dann erst nacharbeiten. Dieses Nachsacken war bei mir erst nach einem Jahr vorbei! Wie ich das Problem gelöst habe, kommt beim Decklack. Die Grundierung wird jetzt angeschliffen. Jetzt ist die letzte Gelegenheit, Fehler auszubessern. An einigen Stellen habe ich mit Ziehspachtel nachgearbeitet. Ganz genau das Ergebnis anschauen. Wie diese Vorbereitung, so das Endergebnis. Anmerkung: Lackierer kennen das Problem mit Silikonkratern. Wir hatten Glück, keine Probleme an der Karosse, kein Silikon (Konservierungsmittel) mehr drauf. Das Problem hatten wir an den Innenseiten der Türen (nicht komplett abgeschliffen) und unerklärlicherweise bei den Dachhälften (obwohl komplett abgeschliffen). Bei den Innenseiten der Türen haben wir immer wieder abgeschliffen und mit Silikonentferner gearbeitet, bei den Dächern habe ich dann mit vorsichtigem sogenannten "Nebeln" die Silikonreste mit Grundierung überlackiert. Dabei sprüht man mehrfach immer wieder nur so wenig Lack auf, dass dieser nicht verlaufen kann. Und langsam deckt man so die Problemstelle zu. Hier lackieren wir den Decklack. Ich wollte die Farbe Weiß. Erstens, weil es mir gefällt. Zweitens, weil eine helle Farbe viele Fehler verzeiht, man also Fehler im Lack oder im Unterbau kaum sieht. Weiß kann man auch gut nacharbeiten (also später mit Airbrush, Beispritzen u.ä.). Weiß deckt auch unheimlich gut. Am schlechtesten deckt z.B. Gelb. Hätte ich eine dunkle Farbe gewollt, wäre die letzte Etappe an einen Fachbetrieb gegangen. DM 2000,- wollten die damals für die Endlackierung nehmen, mit Beziehungen hätte man es auch für DM 800,- bekommen, wenn man alle Vorarbeiten einschließlich des Abklebens selbst gemacht hätte. Waren die Preise damals. Aber etwas an einen Lohnbetrieb abzugeben wäre mir gegen die Ehre gegangen. Außerdem wollte ich lernen. Habe ich auch. Den Decklack haben wir ebenfalls in zwei getrennten Etappen vorne und hinten jeweils mit 2x2 Schichten im „nass in nass“-Verfahren lackiert. Ablüftezeit wieder gem. Datenblatt. Weichmacher 10%, den Lack auf der Karosse und auf den Stoßstangenabdeckungen im gleichen Verhältnis. Kompromiss. Leider sind Monate später ganz kleine Löcher (wie Nadelstiche) an einigen Stellen im Lack entstanden. Warum auch immer. Vermutlich –so sagen die schlauen Bücher und die Fotos da drin- reichte die Ablüftezeit nicht aus. Also werde ich nächstes Mal wie beschrieben den Decklack lackieren, trocknen lassen, anschleifen und dann nochmal eine Endlackierung machen. Die Härte des Lackes ist trotz 10% Weichmacher noch "hart" genug, nach meiner Bewertung auch für den Alltagsbetrieb. Das Ergebnis unserer Lackierarbeit war recht gut. Leider hatten wir einige Staubeinschlüsse. Hatten wir Schussel doch bei der letzten Lackierung vergessen, die Overalle abzusaugen! Und als wir den Bereich des Rückfensters lackierten, sind wir mit dem Overall gegen die Stoßstangenabdeckung gekommen (ergo: nächstes Mal abbauen). Also habe ich mühsam nachgearbeitet. War vorher aber auch so geplant. Nur nicht, dass es so lange dauert und so viel Mühe macht. Zuerst habe ich dann in der Folgezeit Staubeinschluss für Staubeinschluss einzeln bearbeitet. Den jeweiligen Krater mit Pinsel und Farbe ausgefüllt, glattgeschliffen. Jeweils mit ordentlich angemischtem 2K-Lack mit Weichmacher. Dann schlecht gedeckte Stellen an den Unterseiten, wo wir mit der Pistole nicht oder nur schlecht hinkamen, mit Airbrush nachgearbeitet (nächstes Mal bocke ich den Wagen ca. 20 cm hoch auf). Dann die gesamte Karosse mit Schleifpapier SF (Superfein, um Gottes willen nicht 600er Schleifpapier nehmen, bekommt ihr nicht mehr hochpoliert) leicht angeschliffen. Die ganze Karosse. Dann auf Hochglanz poliert. Sehr gutes Ergebnis, z.B. das Beispritzen mit Airbrush ist nicht zu sehen. Dank heller Farbe! Mit dunkler Farbe unmöglich. Dank des Anschleifens und Polierens ist die Oberfläche des Lackes jetzt völlig glatt. Der Glanz ist faszinierend. Allerdings ist jetzt die Oberfläche auch empfindlicher, ich konserviere regelmäßig. Dieses „Polierverfahren“ ist für Wagen im Alltagsverkehr daher nicht zu empfehlen. Im Herbst 1994 konnte ich das offizielle Ende der Lackierarbeiten an meiner Corvette vermelden. Ich bin stolz darauf, fast alles selbst gemacht zu haben. Vielen Dank an L. für seine Arbeit und Hilfe. Regelmäßig werde ich auf Treffen wg. der guten Qualität und des hohen Glanzes des Lackes angesprochen. Allerdings auch wg. der Farbtonwahl kritisiert. Ich verweise dann darauf, dass Weiß 1976 die meistgekaufte Farbe bei der Corvette war. Der Lack hat nie Blasen geworfen. Die Metallteile an der Karosse sind allerdings auch rost- bzw. feuchtigkeitsfrei. Nach über 10 Jahren strahlt der Lack noch wie am ersten Tag. Allerdings steht der Wagen auch die meiste Zeit wohlbehütet in der Garage. Ursprünglich hatte ich, u.a. wg. des Polierens (Oberfläche des Lackes ist ja weg), mit einer Lebensdauer von nur bis zu 5 Jahren gerechnet und wollte dann erneut lackieren. Unter Vermeidung aller bis dahin gemachten Fehler. Da der Lack aber bis heute so gut ist, verschiebt sich die große Folgelackierung (dann sogar mit neuem Gel Coat) immer weiter nach hinten. Und deshalb habe ich auch noch Zeit, weiteres Wissen zu sammeln. Also Fachleute, stellt Eure Beiträge ein! Insgesamt habe ich von 1989 bis 1995 an meiner Corvette nahezu alles restauriert. Habe fast alles selbst gemacht und mir Entsprechendes während der Arbeit selbst beigebracht. Eigentlich wurde mir bei jedem Projekt von irgendeinem Fachmann prophezeit, dass ich es nicht könne, und dann ging es doch. Was der Preis für meine Lackierarbeit war? 1. Ca. 1400,- DM an Material 2. Ein Jahr Behandlung der schmerzenden Armgelenke (Tennisarm) -kein Scherz!- 3. Eine gewisse Abneigung meiner Ehefrau gegenüber meinem Hobby Habe ich den Lackierwilligen jetzt Mut oder Angst gemacht? Gruß Dietmar - Tripower - 28.02.2004 WOW - Super Beitrag!!!!! Danke dafür Mit beeindruckten Grüßen Tripower - crossdriver - 28.02.2004 Hallo Dietmar, für diesen Beitrag. Liest sich super, die Infos sind goldwert. Günter P. S. Die Farbe "Weiß" gefält mir sehr gut, passt sehr schön zu deiner Vette. - Black Fighter - 28.02.2004 Ein echt toller Beitrag. Danke Zitat:Das Kernproblem nach der Lackierung einer Corvette scheinen die "Wasserblasen"... Ja da hab ich auch eine. edit: "nass in nass" = - GeneralDiDi - 28.02.2004 Zitat:Habe ich den Lackierwilligen jetzt Mut oder Angst gemacht? Wohl eher Angst. Ist aber wirklich ein toller Beitrag. Super beschrieben und auch leider ein abschreckendes Bespiel für Leute die ihre Vette mal so locker nebenbei schnell restaurieren wollen. Um so mehr an alle die es geschafft haben. Eine jahrelange Arbeit, die mit Geld fast nicht zu bezahlen ist und nochmals ein riesen Lob für diesen tollen Beitrag. Gruß DiDi - Corv76 - 28.02.2004 Vielen Dank für Eure positive Resonanz. Das freut natürlich, so macht das Erstellen von Beiträgen Spaß. Alles was mir im Nachhinein noch einfällt, stelle ich mit EDIT ein. Z. B. Erklärungen von "nass in nass" und der Hinweis auf ordentliche Arbeit beim Anschliff der Grundierung. Gruß Dietmar |