Lackieren - Druckversion +- Corvetteforum Deutschland (https://www.corvetteforum.de) +-- Forum: Technikforen (https://www.corvetteforum.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: C 3 Technikforum (https://www.corvetteforum.de/forumdisplay.php?fid=4) +--- Thema: Lackieren (/showthread.php?tid=9170) |
- Corv76 - 14.03.2004 Hallo, ich habe einige fachliche Ergänzungen für diejenigen, die tiefer in die Materie einsteigen möchten. Es waren die fachlichen Anweisungen, die ich zum Zeitpunkt meiner Lackierung zur Verfügung hatte. Die fachlichen Aussagen stammen aus folgenden Büchern: - Vogel Fachbuch, Hauber/Puchan/Mitz, Die Autolackierung, 5., erweiterte Aufl.,1992 - Ratgeber für den Fahrzeuglackierer, von Standox Autolack, Stand 1993 Bemerkungen innerhalb der Zitate in eckigen Klammern sind von mir. Bei der Lackierung meiner Corvette habe ich Lacke von Standox benutzt. Der Ratgeber gibt dabei folgende Kunststoff-Lackierempfehlung (Blatt A 27, gekürzt wiedergegeben): „Untergrund: Glasfaserverstärkter Kunststoff (GfK), Polyurethan (-integralschaum) [PUR] Primer: Standoflex Plastik-Primer Füller: Standox 2K-Füller + 2K-Elastik-Additiv 30 % 1. Schicht Standocryl 2K-Autolack + 2K-Elastik-Additiv 30 % 2. Schicht Standox Basislacke Standocryl 2K-Klarlack + 2K-Elastik-Additiv 30 %“ Für PUR-Weichschaum ( ich weiß nicht, ob unsere Polyurethan-Stoßstangenabdeckungen zu PUR oder zu PUR-Weichschaum zählen, ich vermutet nur PUR) wird ein Zusetzen von Elastik-Additiv bis zu 100 % angegeben. Ich halte alle angegebenen Werte für Elastic-Additiv, also Weichmacher, aber für zu hoch. Das Vogel Fachbuch (gleicher Text ebenfalls im Ratgeber abgedruckt) gibt folgende Informationen zum Thema „Lackieren von Kunststoffteilen“ (Seite 83): Reinigung „Kunststoffe werden mit komplizierten Formen und Pressen oder anderen hochtechnisierten Werkzeugen hergestellt. Zur einwandfreien Entnahme der Teile aus dem jeweiligen Werkzeug werden Trennmittel in die Werkzeuge gesprüht, die nach Entnahme zum Teil recht hartnäckig – insbesondere bei PUR-Teilen – am Kunststoff haften. Die Trennmittel enthalten Silikone und Wachse, die vor dem Lackieren 100%ig entfernt werden müssen, um Fehllackierungen auszuschließen. Die Verwandtschaft von Kunststoffen mit Wachsen ist größer als beispielsweise die von Metallen mit Ziehfetten. Deshalb haften Wachse außerordentlich hartnäckig am Kunststoff, und es bedarf eines wesentlich größeren Aufwands zu ihrer Entfernung. Durch einmaliges Abwischen mit einem Reinigungstuch lässt sich kaum etwas erreichen. Mindestens viermalige Reinigung mit Pinsel, stets frischen Lappen und frischem Reinigungstuch ist ... unbedingt erforderlich.“ Anmerkung von mir: Die Trennwachse sind bei überlackierten Teilen bereits entfernt. Das angeführte Reinigungsprozedere ist jedoch bei nachgekauften Teilen (Polyurethan- Stoßstangenabdeckungen, ganze GfK-Teile) zu beachten. (Seite 84): Risiken durch unsachgemäßes Arbeiten „Fehler und Risiken beim Lackieren von Kunststoffen sind ... : · Unzureichende Reinigung (z. B. keine Temperung) [Ausdünsten durch Erhitzen]. Im Kunststoff aufgenommene Lösemittel üben nach dem Lackieren einen Dampfdruck aus, der sich haftstörend bemerkbar macht. Die Lackierung weist Löcher und Nadelstiche auf. · Ungenügende Flexibilisierung des 2K-Lackmaterials. Der 2K-Weichmacher sorgt ... für die richtige Elastizität des Lackfilms. Wird 2K-Acryllack auf flexiblem oder weichem Kunststoffuntergrund ohne 2K-Weichmacher verarbeitet, ist Rissbildung vorprogrammiert ... · Zu kurze Ablüftezeit bei Zweischichtlackierungen. Wird der Basislack zu früh überlackiert, führt dies zu Abplatzungen des Klarlackfilms.“ Anmerkung von mir: Bei meiner Lackierung hatte ich tatsächlich an vielen Stellen diese Nadelstiche. Und abplatzenden Klarlack habe ich schon oft an nachlackierten flexiblen Stoßstangenabdeckungen an deutschen Wagen gesehen. (Seite 87). Entfernen alter Lackschichten von Kunststoffteilen „ ... gilt es zu beachten: 1. Lose sitzende Lackfetzen schonend durch Abziehen oder Abblasen mit Luft oder einem Dampfstrahlgerät entfernen. 2. Festhaftende Lackstellen vorsichtig von Hand naß an- bzw. abschleifen. 3. Niemals unkontrolliert Abbeizpaste oder aggressive Lösemittel verwenden! 4. Abbeizpaste kann verwendet werden auf Gf-UP [ = GfK] ... Auf PUR/PUR weich ... ist sie mehrmals (und nicht zu satt) aufzutragen, darf aber nur kurz einwirken. 5. Nach Entfernen der Altlackierung müssen Reste der Abbeizpaste durch Abwaschen mit Wasser und Silikonentferner vom Kunststoff geholt werden. Das Kunststoffteil ist anschließend 1 Std. bei 60 °C zu trocknen, um eingedrungenes Lösemittel zu beseitigen ...“ Anmerkung von mir: Meine Erfahrung ist, dass Abbeizpaste zwar GfK nicht angreift, aber den Gel Coat anlöst. Statt in einer Heizkabine den Wagen, wie oben angegeben bei 60 °C zu trocknen, kann man die Karosse natürlich auch außerhalb einer Kabine an einem trockenen (!) und warmen Ort ausgasen lassen, dann nur entsprechend (viel) länger. Überraschend wird für alle Leser dieser Anweisung aus dem Fachbuch sein, dass stets von „nass-schleifen“ gesprochen wird, wohingegen bei allen Beiträgen hier im Corvetteforum ausdrücklich zu „trocken-schleifen“ geraten wird. Sicherlich wird ein Fachbetrieb, egal wie nass oder trocken er geschliffen haben sollte, die GfK-Karosse vor Auftragen des Gel Coat „ordentlich“ in der Kabine erhitzen, um jegliche Chemie und auch Feuchtigkeit auszutreiben. Denn auch durch die Luftfeuchtigkeit (bei Transport des Fahrzeuges zum Lackierer) kommt ja Feuchtigkeit auf die Oberfläche und damit auch in die Karosse. Zum Zeitpunkt meiner Lackierung war mir bekannt, dass GfK-Karossen hygroskopisch, d.h. Feuchtigkeit an sich ziehend, sind, hatte aber von dem im Forum viel diskutierten „Blasenproblem“ noch nichts gehört. Ich hatte damals irgendwo auch gelesen, dass Polyester-Reparaturharze angeblich hygroskopischer seien als Epoxid-Reparaturharze und war bezüglich meiner Reparaturarbeiten (Epoxidharz benutzt) beruhigt. Im Zusammenhang mit einer Diskussion im Oldtimer-Diskussions-Forum über meine Lackier-Beiträge wurde darauf hingewiesen, dass auch die Unterseite der Karosse zur Verhinderung des Eindringens von Wasser entsprechend behandelt werden muss (z. B. lackieren). Dies deckt sich mit Berichten von „Blasen-betroffenen“ Forumsmitgliedern, deren Blasen an der Stelle sitzen, wo an der Unterseite (rostende und feuchte) Metallteile geklebt sind. Und diese Feuchtigkeit jetzt nach oben durchkommt. Leider weiß man nicht, wie die betroffenen Fahrzeuge zur Lackierung vorbereitet worden sind. Damit kann man auch nicht mögliche Fehler ermitteln. Der verantwortliche Lackierer wird bestimmt von seinem „Recht auf Schweigen“ Gebrauch machen. Vielleicht gibt es auch keine „Musterlösung“ der Vorbehandlung ( besonders Entfernen Altlack) der Karosse zum Lackieren (ganz sicher kann man aber eindeutige Fehler aufzählen). Trocken schleifen? Heißluftfön? Nass schleifen und austrocknen lassen? Ich bleibe – insbesondere nach dem Lesen vieler diesbezüglicher Beiträge hier im Forum - bei meiner Meinung, dass “trocken schleifen“ grundsätzlich die richtige Methode ist. Gruß Dietmar - raih - 22.03.2004 habe alles mal wieder durchgelesen und bin immer wieder auf "Gel coat" gestossen! Was ist das genau und für was wird es benütz bzw. was für einen zweck hat es? - Corv76 - 22.03.2004 Hallo Raih, Zitat:Gel Coat Der Gel Coat ist ein Epoxy-Harz. Entweder als Einkomponenten-Harz, wie von Eckler`s, oder als 2-Komponenten-Harz, wie z.B. von Yachtcare (http://www.yachtcare.de). Gel Coat (oder Gelcoat) ist der amerikanische Begriff. Bei Yachtcare heißt das Produkt : 2-komponentiger Epoxy-Dickschicht Primer. Gelcoat wird als letzte Schutzschicht über die fertig verarbeitete/reparierte GfK-Karosse gesprüht. Es dient zur Isolation der darunter liegenden Materialien gegenüber den folgenden Lackschichten. So kann z.B. keine chemische Reaktion mehr zwischen Spachteln, Füllern u.ä. und dem Decklack stattfinden (so genanntes "Durchbluten"). Darüber hinaus dient es zur (Zitat von Yachtcare) so genannten "Osmose Prävention". Soll heißen, es verhindert, dass Feuchtigkeit durchwandern kann. GfK ist nämlich "porös" und läßt Wasser durch. So kann Feuchtigkeit vom GfK unter den Lack wandern. Passiert z.B., wenn Salz unter dem Lack ist (Handschweiß), Salz zieht dann Wasser aus dem GfK und es bilden sich Blasen. Salz würde allerdings das Wasser auch von außen durch den Lack ziehen, denn auch der Lack ist "porös". Gelcoat verhindert übrigens auch, dass einzelne Fasern des glasfaserverstärkten Kunststoffes durch den Lack nach oben durchplatzen, ist z.B. bei der ersten Serie des Renault Espace passiert. Was ist "Osmose"? Osmose ist das "Hindurchkriechen" (Diffundieren) von Wasser(-Molekülen) durch eigentlich wasserdichte Sperren. Wissenschaftlich heißt es so: Meyers Taschenlexikon: Einseitig verlaufende Diffusion, die immer dann auftritt, wenn zwei gleichartige Lösungen unterschiedlicher Konzentration durch eine halbdurchlässige Membran getrennt sind. Durch diese Membran können nur die kleinen Moleküle des Lösungsmittels hindurch, nicht aber die größeren Moleküle bzw. Ionen des gelösten Stoffes. Dabei diffundieren mehr Moleküle in die stärker konzentrierte Lösung als umgekehrt. Die höher konzentrierte Lösung wird daher so lange verdünnt, bis gleich viele Lösungsmittel in beide Richtungen diffundieren. Gruß Dietmar - raih - 22.03.2004 was du alles weisst!!dein wissen ist wiklich sehr umfangreich. danke! gruss raih - calipo_primo - 22.04.2004 Tipp von mir !Haltet euch an Tripower,der Mann kennt sich aus. Bei einer Neulackierung muß die Lady bis auf das GFK Abgeschliffen werden ! (Alles andere ist Murks !). Trocken schleifen, niemals nass !Da sich sonst das GFK mit Wasser voll saugt und ihr die Feuchtigkeit nicht mehr aus dem GFK bekommt Grob vorschleifen (Trocken,nicht nass !) Bis zur ersten Füller schicht! Dann mit Feinschliff (Trocken, weiter Vorarbeiten) bis zum GFK.Man bedenke GFK ist kein Metall, und Füller und Lack sacken auf GFK ab.Kann sein! Das mehrere schichten Füller und Lack aufgetragen werden müssen bis die Lady makelos da steht.Noch was: Niemals 2K Spachtel verwenden auf GFK !(Immer Faserspachtel 2K verwenden falls Risse oder Ähnliches)sein sollten.Hoffe habe nichts vergessen.Resonance erwünscht ! greetz - calipo_primo - 22.04.2004 Zitat:Original von calipo_primo - alabama - 12.07.2005 Moin Jungs, kleiner Tipp von mir wenn mann beim schleifen das Gewebe freigelegt hat.Wir machen das bei Flugzeugen so, und das hat sich über Jahre bewährt. Die offenpoorige Stelle kurz ausblasen, und mit Zack von R&G (dünnflüssig) versiegeln. Durch das Kapilarverfahren saugt sich nur der offene Teil des Gewebes voll, und härtet sofort aus. KEIN Aktivatur verwenden !!!!! ( zu schnelle Aushärtung des Mat.) Danach kann die Stelle wieder neu aufgebaut werden. Unsere C3 ist vor 14 Jahren lackiert worden. Die einzelnen Schichten haben wir jeweils 2 Wochen ruhen lassen. Bereits der Füller wurde in der Wagenfarbe eingefärbt. Das hat den Vorteil , das man kleine Schäden nicht sofort sieht. Dann wurden 2 Schichten Uni peppermint grün ( zwischenschliff nach jedem Lackiergang) und zwei Schichten Klarlack aufgetragen. Auch hier nach jedem Lackiergang Zwischenschliff. Das Fahrzeug sieht noch heute so aus, als wäre sie neu lackiert. Gruss ALABAMA - JR - 12.07.2005 Moin Alabama, erstmal ein herzliches Willkommen hier im Forum! Bilder Deiner "peppermint grün" - Lady wären schon interessant. Wenn es Fragen zum Bilder einstellen geben sollte, nur raus damit. mit neugierigem Gruß JR - alabama - 12.07.2005 Moin , ich probiers mal. Ansonsten kannst Du aber auch im Corvette fans forum Bilder von unserer C3 ansehen. Ich schaue aber mal, ob ich schnell ein Foto reinstellen kann. Gruss ALABAMA - alabama - 12.07.2005 So, mal schauen ob`s klappt |