(12.08.2025, 20:51)Dranner74 schrieb: Hallo Max
welche Vergaser würdest du bevorzugen
Holly oder Edelbrock ?
Und warum?
Vorteile, Nachteile und welche sind besser einzustellen?
Gruß Lars
Hallo Lars,
definitv alles was als Grundkonstruktion das Holley 4150 / 4160 System verwendet.
Dazu zählt auch Brawler, Quickfuel, FST und Demon sowie der neue Edelbrock VRS.
Allerdings muss ich ein wenig weiter ausholen. In Anführungszeichen ist das Problem, das in meinen Augen oft besteht, dass viele nach dem "richtigen" Vergaser suchen.
Den gibt es aber nicht, das hängt nämlich von vielen Faktoren ab.
Auch ist ganz wichtig zu sagen, dass eine Abstimmung bedeutet das Fahrzeug in ALLEN Last und Drehzahlbereicen abzustimmen. Dafür braucht man allerdings Erfahrung.
Denn es hilft ja nichts wenn das Fahrzeug einen tollen Leerlauf hat und die AU besteht, im Fahrbetrieb allerdings 30L braucht und am Prüfstand keine Leistung hat.
Eine vernünftige Abstimmung ist ausschließlich mit Lambdasonde und viel Erfahrung möglich. Ich habe in meinem Leben weit über 1000 Vergaser abgestimmt, und kann euch sagen dass NIEMAND sowas nach Gehör oder Gefühl machen kann, auch ich nicht. Im Leerlauf ja, da kommt man recht Nahe an eine gute Abstimmung.
Im Fahrbetrieb unmöglich, kein Hintern dieser Welt kann messen ob der Motor je nach Lastbereich nun mit Lambda 0,80 oder 1,00 läuft. Aber das ist ein gravierender Unterschied!
Nicht nur im Bezug auf Verbrauch und Leistung sondern auch bei der Lebensdauer unserer Motoren, aber das greife ich weiter auf wenn ich wie oben angekündigt ein neues Thema dazu eröffne.
Kurz erklärt wieso Holley:
Holley ist vereinfacht gesagt der amerikanische Weber, tatsächlich hat sich Weber das Funktionsprinzip ihrer Vergaser ( DCOE, IDF, IDA..) von Holley abgeschaut.
Primär geht es dabei um die Vorverschäumung vom Benzin, dieser wird also bereits bevor er vom Motor angesaugt wird mit Luft vermengt. Das nennt man dann Emulsion. Das macht auf die ein oder andere Weise jeder Vergaser.
Was bei Holley und Weber Kopfzerbrechen bereitet ist, dass all das je nach Modell verändert werden kann. Was bei anderen Vergasern garnicht möglich ist.
Diese Vergaser sind also komplexer bei der Abstimmung, können dafür aber absolut perfekt abgestimmt werden. Abgesehen vom Startverhalten hat eine Einspritzung gegenüber einem guten Holley Vergaser keinerlei Vorteile. Zig Fach von mir getestet, auf Straße und Prüfstand!
Weder mehr Leistung noch weniger Verbrauch, aber er muss dafür perfekt abgestimmt sein.
Die Komplexität führt oft dazu, dass die Holley´s einen schlechteren Ruf haben, vor allem in Deutschland, oder ihnen schwarze Magie nachgesagt wird
Aber das liegt wie gesagt einfach an der fehlenden Erfahrung bei der Abstimmung!
Einen Holley Vergaser selbst gut oder gar perfekt abzustimmen ist meiner Meinung nach fast unmöglich, man braucht ein sehr tiefgreifendes Verständnis für die Technik.
Soll aber nicht heißen dass es mit genügend Engagement nicht möglich ist!
Großer Pluspunkt bei Holley ist auch, dass die Vergaser wirklich weiter entwickelt wurden. Ein neuer guter Holley hat mit einem aus den 60ern nur noch wenig gemeinsam.
Viele dieser "Modernisierungen" kann ich auch an alten Vergasern umsetzen, falls Orginalität eine Rolle spielt.
Vorteile/Nachteile Edelbrock:
Vorweg, Edelbrock wird von mir nicht (mehr) verbaut, und auch nicht empfohlen, das heißt aber nicht dass ich diese Vergaser hier schlecht reden will. Es gibt viele die gute Erfahrungen damit gemacht haben, und das ist vollkommen legitim, nach dem Motto "never touch a running system"!
Grund für meinen Standpunkt sind allerdings keine Vermutungen oder "Hören-Sagen" sondern echte Erfahrungen auf Straße, Prüfstand etc... und das auf verschiedensten Motoren.
Trotzdem biete ich weiterhin Abstimmungen und Überholungen für Edelbrock an.
Also jetzt zum eigentlichen Thema und dem Grund meiner These, jeder klassiche Edelbrock Vergaser (ausgenommen also der realtiv neue VRS ) basiert auf dem Carter AFB Vergaser.
Diese wurden ab den 60er Jahren bei Mopar verbaut! Edelbrock hat dieses Patent aufgekauft und die Vergaser unverändert weiter gebaut, bis heute. Das ist die Performer Serie.
Über die Jahre hat Edelbrock dann minimale Veränderungen vorgenommen, wie beim AVS und AVS2 beispielsweise andere Venturis. Der Rest ist immer noch gleich.
Alle Teile sind untereinander Tauschbar, sprich von Carter auf Edelbrock.
Heißt auch, kauft ihr einen Edelbrock, habt ihr einen Vergaser mit Entwicklungsstand der 60er Jahre! Die ganzen "Neuerungen" die Edelbrock anpreist sind einfach Marketing. Geändert hat sich faktisch wenig.
Das Funktionsprinzip dieser Vergaser ist eigentlich recht genial, noch mehr als jeder andere Vergaser wird das Gemisch in Abhängigkeit vom Saugrohrdruck beeinflusst.
Das macht zwar irgendwo jeder Vergaser, aber anstatt verschiedene Kreise zu haben ( Holley ) hat der klassiche Edelbrock Vergaser hier seine Meetering Einrichtung welche das quasi stufenlos macht.
Soweit also die Theorie...
In der Praxis kann dieses System aber nur bis zu einem bestimmten Punkt ausgleichen. Und das System war vor allem bei realtiv zahm abgestimmten Motoren bei Mopar verbaut und dafür ist es auch entwickelt worden.
Bedingt durch dieses System kann man vereinfacht sagen, man kann zwar eine grobe Richtung beim Abstimmen vorgeben. Aber man hat nicht die Möglichkeit zur feinen Abstimmung wie bei einem Holley, Demon etc...
Der Vorteil ist wiederum dass ein Edelbrock Vergaser daher mehr vergibt, auch wenn die Abstimmung nicht perfekt passt, laufen die Motoren recht passabel.
Wenn ein Holley schlecht abgestimmt ist, läuft der Motor wie ein Sack Nüsse.
Auch ist der Grundkörper vom Edelbrock ein leichtes Problem, das liegt aber an unserem heutigen Benzin. Dieses hat eine andere Zusammensetzung als früher und einen niedrigeren Siedepunkt. Durch die Form des Grundkörper kann man sagen, dass die Schwimmerkammer vom Edelbrock wie ein Kochtopf wirkt.
An heißen Tagen oder bei großer Wärmentwicklung im Motorraum ( bei der C3 immer der Fall ) überfetten diese Vergaser daher bei warmen Motor stark. Das erkläre ich auch nochmal ausführlicher im neuen Thread.
Gerade das überfetten, was die meisten garnicht merken, ist allerdings ein großes Problem....
So nun genug der Klugscheißerei, hier vereinfacht gesagt was ich empfehle:
Autos mit Automatik >> Vaccum Seccondary Vergaser
Autos mit Schaltgetriebe >> mechanical Secondary Vergaser
Welcher Vergaser speziell hängt wirklich enorm vom Setup ab, ist daher so einfach nicht zu beantworten.
Generell gilt aber, lieber ein wenig kleiner als zu groß.
Ganz grobe Richtung für die Größe:
>= 300PS >> 580-650CFM
>= 350PS >> 650-750CFM
350-400PS >> 750CFM
450+PS >> 800-850CFM
Dabei geht es nicht um die angegebene Leistung oder Wunschleistung, sondern die ECHTE Leistung. Daher kann man sagen dass in 95% aller Fälle ein 650CFM beim Small Block und ein 750CFM Vergaser beim Big Block eine gute Wahl sind.
Ich habe auch immer gebrauchte, überholte Holley´s auf Lager, im Zweifel also einfach anfragen. Vielleicht ist das richtige gerade dabei.
Ansonsten berate ich natürlich gerne bei der Wahl eines neuen Vergasers der perfekt für euer Auto passt.
Grüße Max