(19.08.2025, 08:53)Yankeededandy schrieb: Moin Max
Vielen Dank für den tollen Beitrag. Das war etwas vom Interessantesten, was ich in langer Zeit über "unsere" Motoren gelesen habe. Meinen ersten Chevy V8 bin ich 1979 gefahren und habe unzählige weitere seither unter dem Popo gehabt. Trotzdem bin ich definitv immer noch ein Laie, was die Technik angeht. Deshalb ein Riesendankeschön für die verständliche Beschreibung und klaren Aussagen.
Die Empfehlungen für Vergaser (Holley), Zündung (kontaktlos) etc. kann ich so nachvollziehen. Aber es gibt zumindest in meinem Fall einen Aspekt, in dem ich trotzdem solche Modifikationen nicht vornehmen würde:
Ich fahre, als jemand mit sehr eingeschränkten technischen Fähigkeiten, wirklich lange Touren, teilweise mehrere Tausend Kilometer am Stück. Da geht Zeugs unterwegs kaputt oder verstellt sich, egal was man macht. Da ist es entscheidender, dass man unterwegs etwas improvisiert reparieren kann. Das ist z.B. bei einer kontaktlosen Zündung kaum möglich. Die französische Provinzwerkstatt macht einen verstellten Holley auch nur noch schlimmer. Deshalb lebe ich lieber mit meiner alten Kontaktzündung im 70er Buick 455er und dem originalen Rochester Vergaser.
Ein weiterer Punkt: Die Benzinqualität hast du erwähnt, aber es lohnt sich vielleicht, das noch zu ergänzen. Viele hier wissen z.B. nicht, ob ihr Motor Bleifrei ohne Zusätze verträgt oder welche Oktanzahl nötig ist.
Gruss und bitte unbedingt weiter solche Beiträge bringen.
Martin
Hallo Martin,
danke erstmal für die positive Rückmeldung, schön zu hören wenn es dem ein oder anderen hilft!
Deinen Gedankengang teilen in der Tat viele Leute. Tatsächlich ist meine Erfahrung, dass bei korrekter Umrüstung nicht mehr viel an diesen Autos zu machen ist.
Alle ein oder zwei Jahre den Vergaser mal zu demontieren und prophylaktisch zu reinigen ist aber natürlich nie eine schlechte Idee.
Tatsächlich hatte ich noch nie ein Zündmodul welches das zeitliche gesegnet hat, was natürlich nicht bedeutet dass es das nicht gibt.
Auch hier könnte man natürlich einfach ein zweites mitführen, damit ist man dann auch im Fall der Fälle gerüstet.
Die Module lassen sich sehr leicht und schnell ein-und ausbauen, je nach Verteiler 2 oder 3 Schrauben, Abstand zum Sensorring einstellen, fertig.
Das kann wirklich jeder.
Beim Vergaser gebe ich dir natürlich recht, gerade wenn man wie du überall unterwegs ist, kann einfache Technik die jeder kennt von Vorteil sein.
Thema Benzin, ich bin natürlich kein Chemiker. Welche Bestandteile wir also genau in unseren Kraftstoffen haben, kann ich daher auch nicht beantworten.
Was man jedoch sagen kann, ist dass der Siedepunkt des heutigen Kraftstoffes deutlich niedriger liegt als es früher der Fall war.
Gerade bei Vergasermotoren führt dieser niedrige Siedepunkt dann oft zu "Problemen". Ein Vergaser mit der bestmöglichen Thermik ist hier also von Vorteil.
Ein großes Missverständnis ist E10, Ethanol an sich ist ein guter Kraftstoff und sehr klopffest. Nachteil ist die kürzere Haltbarkeit.
In den meisten Teilen der USA gibt es aber seit langem nur noch E15 Kraftstoffe, unabhängig der Oktanzahl.
Von daher kann man auch sagen dass Besitzer von relativ niedrig verdichteten Motoren bedenkenlos E10 tanken können.
Steht das Auto längere Zeit so empfehle ich den Tank relativ leer zu fahren und einmal mit Super Plus zu betanken. Dieses hält sich durch den niedrigeren Ethanol Anteil besser.
Bleizusatz / bleifrei etc...
Das Blei im Benzin erfüllte früher den Zweck die Ventile bzw deren Sitz zu schützen. Während modernere Motoren gehärtete Ventilsitze haben, so ist bei alten Motoren der Sitz häufig nur in den Kopf eingefräst. Das Material ist dann also relativ weicher Grauguss.
Prinzipiell ist es richtig dass Blei diese Art von Ventilsitzen schützt, allerdings ist die Realität dass nach 40 oder 50 Jahren die Sitze so oder so meist hinüber sind. Durch das weiche Material halten sie garnicht erst so lange wie gehärtete Sitze.
Fährt jemand wirklich viel, so ist eine Umrüstung auf gehärtete Sitze daher sehr empfehlenswert.
Sind Aluköpfe verbaut, so ist das Thema sowieso hinfällig, hier sind immer gehärtete Sitze verbaut.
Zusammengefasst gibt es also eigentlich nur einen Fall in dem ich den Bleizusatz wirklich empfehle, originale Autos mit originaler geringer Laufleistung. Denn hier kann es gut sein dass die Ventilsitze noch im guten Zustand sind. So kann man diese erhalten.
Ab 1974 hat GM nach meinem Wissensstand bei jedem Motor gehärtete Auslassventilsitze verbaut, bzw wurde die Auslasseite mittels einem Induktionsverfahren gehärtet.
Wer eine C3 nach oder ab 1974 hat braucht sich darüber also ohnehin keine Gedanken machen.
Oktanzahl:
Für die meisten Fahrer alter US-Cars reicht Super Benzin oder E10 ( wie oben erklärt nicht so schlecht wie oft vermutet ) vollkommen.
Das hängt schlicht mit der Kompression eures Motors zusammen, bis zu einer Verdichtung von 9:1 könnt ihr bedenkenlos normales Super tanken. Euer Motor hat keinerlei Vorteile wenn ihr Super Plus tankt.
Bei einer Verdichtung von über 9:1 ist Super Plus eine gute Idee, ab 10:1 ist es Pfllicht.
Im Zweifelsfall also am besten über den Motorcode rausfinden welcher Motor verbaut ist.
Grundsätzlich kann man allerdings sagen dass alles bis Ende der 60er relativ hoch verdichtet war, damals hatte der Benzin in den USA noch eine höhere Oktanzahl. Ab den 70ern wurde die Verdichtung dann reduziert weil auch die Benzinqualität zurück ging.
Viele Grüße
Max