24.03.2015, 19:53
Hi Björn,
willkommen bei den Verrückten -- manche würden auch total Irren sagen
Mich machen bei der Anzeige zwei Dinge sofort stutzig: Neuer Querträger und Reimport, also etwa bislang nicht in Deutschland angemeldet? Musst du unbedingt klären, was dahinter steckt. Weil wenn es für die noch keine deutschen Papiere gibt, wird es verdammt haarig und auch teuer. Den Bildern nach sieht mir das leider nach einer ziemlichen Bastelbude aus.
Und es sind viele Kilometer. Verdammt viele Kilometer. So viele Kilometer, wie meine ihr ganzes restliches Leben nicht zurücklegen wird. Wann wurde zuletzt die Kupplung gewechselt? Wenn vor weniger als 2000km oder wenn das noch vor der Übergabe gemacht werden soll, ist das ne Katze im Sack, weil du nicht weißt, was die mit dem Zweimassenschwungrad gemacht haben, ob das geplant wurde oder nicht. Wurde sie noch nicht gemacht, ist sie aller Wahrscheinlichkeit nach (sofern es keine magische verschleißfreie Kupplung ist, soll es diversen Verkäufern nach immer mal geben) demnächst fällig. Evtl. kann man das auf einer Probefahrt schon merken, ob die Kupplung rutscht (am besten mit jemandem am Steuer, der eine normale Corvette-Kupplung und Beschleunigungsverhalten kennt). Ist die Kupplung fällig, musst du zwischen 800 und 3000 oder gar 3500 Euro einrechnen. Lass die Kupplung nicht vom Verkäufer wechseln, der wird logischerweise nur den minimalsten Aufwand treiben, dann brauchst du in 5000km wieder eine neue Kupplung und wirst dann richtig bluten müssen.
Wie sieht es mit den Radlagern aus? Spielfrei? Wann zuletzt gewechselt? Das Fahrwerk? Sehen die ganzen Gummis, Streben und Fahrwerksteile auf beiden Seiten gleich alt und verschmutzt aus, oder ist eine Seite augenscheinlich neuer? Antriebswellen spielfrei? Also ab auf die Bühne, wird ja bei nem Autohändler als Verkäufer kein Problem sein. Überhaupt, den ganzen Antriebsstrang musst du bei einer derart hohen Laufleistung penibel checken. Wurde da bislang nichts oder wenig dran gemacht, hast du da viel zu tun und zu investieren. Und wenn du schonmal unter dem Auto bist, guck gleich, ob der Auspuff original und in Ordnung ist, oder wenigstens eingetragen und in Ordnung.
Wie sieht es mit den Bremsen aus? Was sind das für welche, originale? Unbedingt checken, die werden gerne umgebaut -- nur vergisst man dann die Eintragung... auch die Felgen: Gutachten? Eintrag in den Papieren? Weil Originalfelgen sind das nicht, auch nicht annähernd Originalabmessungen. Gleiches gilt für die Reifen, Gutachten, Eintrag in den Papieren, ggf. Tachoangleichung erfolgt (und wenn wie?)?
Die Scheinwerfer finde ich auffällig. Ich muss am Wochenende nochmal gucken, aber wenn ich mich richtig erinnere stehen meine deutlich weiter aus der Haube heraus, und es gibt auch beim linken Scheinwerfer oben links kein "Loch" oder keinen offenen Spalt zur Motorhaube hin. Irgendwie erscheint mir der linke Scheinwerfer auch nicht wirklich gerade. Solltest du in jedem Fall nachhaken. Geschlossen müssen die Scheinwerferdeckel eben, ohne an einer einzigen Ecke hochzustehen oder einzusinken, mit der Motorhaube abschließen. Ist dem nicht so, hast du wahrscheinlich auch den Grund für den neuen Querträger und ggf. neuer Fahrwerksteile vorne gefunden.
Hinten wird es abenteuerlich. Da hat einer sämtliche Glasteile vom Heck in schwarze Lasur geschmissen. Das nimmt dir kein TÜV der Welt ab, das Ding ist in der Form nicht zulassungsfähig. Insofern glaube ich auch nicht, dass das Auto zuletzt hier in Deutschland zugelassen war. Für eine Neuabnahme würdest du aber eh neue Rückleuchten brauchen, nämlich mit gelben Blinkern. Rote Blinker gibt es leider nicht mehr, wird nicht mehr eingetragen. Insofern brauchst du hinten einmal alle Gläser neu, das geht ins Geld.
Der Innenraum sieht halt so aus, wie er nach ner viertel Millionen Kilometern aussieht: Abgerockt. Mit den Sitzen kannst du keinen Staat mehr machen, der Schaltsack sieht auch fürchterlich aus, um die Mittelarmlehne hat sich offenbar schon mal jemand gekümmert. Aufgrund der wenigen Bilder lässt sich da kaum mehr sagen. Guck dir noch die Dichtungen an, ob die fällig sind -- das wären nochmal 1000 Euro. Ich fahre auf Probefahrten gern durch die Waschanlage, da sieht man sehr genau, wie dicht das Auto noch ist. Leider hat man es oft mit Aquarien zu tun, also 1-2 Handtücher mitnehmen...
Man muss aber auch sehen, der Verkäufer verlangt für das nichtmal 20 Jahre alte Auto keine 10.000 Euro mehr. Bestimmt lässt sich da noch einwenig handeln, find ich ein realistisches Angebot. Wenn denn der Rest stimmt.
Bedenke noch: Dieses Auto wird nie ein gesuchter Oldtimer werden, nach aktueller Auslegung der Richtlinien würdest du in 10 Jahren nicht mal ein H-Kennzeichen bekommen. Die Vette hat ihre besten Zeiten lange hinter sich gelassen. Wenn du einfach nur ein paar Jahre Spaß mit dem Auto haben möchtest, könnte es interessant sein. Mit dem Kaufpreis allein wird es aber nicht getan sein, leg dir schon mal ein paar Tausender für anstehende Wartungsarbeiten und Reparaturen zurück.
Viele Grüße, Mirko
Edit meint noch, schau dir unbedingt vorher genau an, wie eine Corvette C4 auf einer Hebebühne angehoben werden muss! Da gibt es auch Video auf YouTube. Nein, das ist nicht zum Lachen, wenn ihr einfach die Teller von der Bühne an den Wagenheber-Aufnahmen drunter schiebt und das Auto dann hoch hebt, habt ihr noch einiges an Kolatteralschäden erzeugt! Und macht bitte vorher das "Targa-Dach" drauf, sollte es unten sein.
willkommen bei den Verrückten -- manche würden auch total Irren sagen

Mich machen bei der Anzeige zwei Dinge sofort stutzig: Neuer Querträger und Reimport, also etwa bislang nicht in Deutschland angemeldet? Musst du unbedingt klären, was dahinter steckt. Weil wenn es für die noch keine deutschen Papiere gibt, wird es verdammt haarig und auch teuer. Den Bildern nach sieht mir das leider nach einer ziemlichen Bastelbude aus.
Und es sind viele Kilometer. Verdammt viele Kilometer. So viele Kilometer, wie meine ihr ganzes restliches Leben nicht zurücklegen wird. Wann wurde zuletzt die Kupplung gewechselt? Wenn vor weniger als 2000km oder wenn das noch vor der Übergabe gemacht werden soll, ist das ne Katze im Sack, weil du nicht weißt, was die mit dem Zweimassenschwungrad gemacht haben, ob das geplant wurde oder nicht. Wurde sie noch nicht gemacht, ist sie aller Wahrscheinlichkeit nach (sofern es keine magische verschleißfreie Kupplung ist, soll es diversen Verkäufern nach immer mal geben) demnächst fällig. Evtl. kann man das auf einer Probefahrt schon merken, ob die Kupplung rutscht (am besten mit jemandem am Steuer, der eine normale Corvette-Kupplung und Beschleunigungsverhalten kennt). Ist die Kupplung fällig, musst du zwischen 800 und 3000 oder gar 3500 Euro einrechnen. Lass die Kupplung nicht vom Verkäufer wechseln, der wird logischerweise nur den minimalsten Aufwand treiben, dann brauchst du in 5000km wieder eine neue Kupplung und wirst dann richtig bluten müssen.
Wie sieht es mit den Radlagern aus? Spielfrei? Wann zuletzt gewechselt? Das Fahrwerk? Sehen die ganzen Gummis, Streben und Fahrwerksteile auf beiden Seiten gleich alt und verschmutzt aus, oder ist eine Seite augenscheinlich neuer? Antriebswellen spielfrei? Also ab auf die Bühne, wird ja bei nem Autohändler als Verkäufer kein Problem sein. Überhaupt, den ganzen Antriebsstrang musst du bei einer derart hohen Laufleistung penibel checken. Wurde da bislang nichts oder wenig dran gemacht, hast du da viel zu tun und zu investieren. Und wenn du schonmal unter dem Auto bist, guck gleich, ob der Auspuff original und in Ordnung ist, oder wenigstens eingetragen und in Ordnung.
Wie sieht es mit den Bremsen aus? Was sind das für welche, originale? Unbedingt checken, die werden gerne umgebaut -- nur vergisst man dann die Eintragung... auch die Felgen: Gutachten? Eintrag in den Papieren? Weil Originalfelgen sind das nicht, auch nicht annähernd Originalabmessungen. Gleiches gilt für die Reifen, Gutachten, Eintrag in den Papieren, ggf. Tachoangleichung erfolgt (und wenn wie?)?
Die Scheinwerfer finde ich auffällig. Ich muss am Wochenende nochmal gucken, aber wenn ich mich richtig erinnere stehen meine deutlich weiter aus der Haube heraus, und es gibt auch beim linken Scheinwerfer oben links kein "Loch" oder keinen offenen Spalt zur Motorhaube hin. Irgendwie erscheint mir der linke Scheinwerfer auch nicht wirklich gerade. Solltest du in jedem Fall nachhaken. Geschlossen müssen die Scheinwerferdeckel eben, ohne an einer einzigen Ecke hochzustehen oder einzusinken, mit der Motorhaube abschließen. Ist dem nicht so, hast du wahrscheinlich auch den Grund für den neuen Querträger und ggf. neuer Fahrwerksteile vorne gefunden.
Hinten wird es abenteuerlich. Da hat einer sämtliche Glasteile vom Heck in schwarze Lasur geschmissen. Das nimmt dir kein TÜV der Welt ab, das Ding ist in der Form nicht zulassungsfähig. Insofern glaube ich auch nicht, dass das Auto zuletzt hier in Deutschland zugelassen war. Für eine Neuabnahme würdest du aber eh neue Rückleuchten brauchen, nämlich mit gelben Blinkern. Rote Blinker gibt es leider nicht mehr, wird nicht mehr eingetragen. Insofern brauchst du hinten einmal alle Gläser neu, das geht ins Geld.
Der Innenraum sieht halt so aus, wie er nach ner viertel Millionen Kilometern aussieht: Abgerockt. Mit den Sitzen kannst du keinen Staat mehr machen, der Schaltsack sieht auch fürchterlich aus, um die Mittelarmlehne hat sich offenbar schon mal jemand gekümmert. Aufgrund der wenigen Bilder lässt sich da kaum mehr sagen. Guck dir noch die Dichtungen an, ob die fällig sind -- das wären nochmal 1000 Euro. Ich fahre auf Probefahrten gern durch die Waschanlage, da sieht man sehr genau, wie dicht das Auto noch ist. Leider hat man es oft mit Aquarien zu tun, also 1-2 Handtücher mitnehmen...
Man muss aber auch sehen, der Verkäufer verlangt für das nichtmal 20 Jahre alte Auto keine 10.000 Euro mehr. Bestimmt lässt sich da noch einwenig handeln, find ich ein realistisches Angebot. Wenn denn der Rest stimmt.
Bedenke noch: Dieses Auto wird nie ein gesuchter Oldtimer werden, nach aktueller Auslegung der Richtlinien würdest du in 10 Jahren nicht mal ein H-Kennzeichen bekommen. Die Vette hat ihre besten Zeiten lange hinter sich gelassen. Wenn du einfach nur ein paar Jahre Spaß mit dem Auto haben möchtest, könnte es interessant sein. Mit dem Kaufpreis allein wird es aber nicht getan sein, leg dir schon mal ein paar Tausender für anstehende Wartungsarbeiten und Reparaturen zurück.
Viele Grüße, Mirko
Edit meint noch, schau dir unbedingt vorher genau an, wie eine Corvette C4 auf einer Hebebühne angehoben werden muss! Da gibt es auch Video auf YouTube. Nein, das ist nicht zum Lachen, wenn ihr einfach die Teller von der Bühne an den Wagenheber-Aufnahmen drunter schiebt und das Auto dann hoch hebt, habt ihr noch einiges an Kolatteralschäden erzeugt! Und macht bitte vorher das "Targa-Dach" drauf, sollte es unten sein.