Motoren, Vergaser, Einspritzung und alles was man dazu wissen muss.
#5
Also nun ein paar allgemeine Dinge zum Small Block:

Der Chevy Small Block war bis zum LS vor wenigen Jahren der am meisten gebaute Motor der Welt, Ersatzteile gehen uns also so schnell nicht aus.
Neue Motoren, Motorblöcke und Teile können immer noch von GM erworben werden.

Da dieser Motor in allen Möglichen Fahrzeugen verbaut war gibt es beinahe undendliche viele Varianten und Variationen. Allerdings unterscheiden sie sich nicht so stark wie es oft suggeriert wurde. Um das ganze übersichtlich zu halten vereinfache ich das ganze auch ein wenig.

Im wesentlichen kann man den Chevy Small Block anhand der Bohrungsgröße, und dem Durchmesser der Hauptlager unterscheiden. Wie gesagt, gibt es noch mehr, aber das sprengt den Rahmen. Außerdem beziehe ich mich hier jetzt mal nur auf Varianten die es in Corvetten gab, bzw vielleicht für den ein oder anderen interessant sind.

Kurzfassung:
  • 3,75in Bohrung ( 95,25mm) >> 265Cui
  • 3,875in Bohrung ( 98,43mm) >> 283Cui ( später in diversen anderen Autos der Low Performance 307 )
  • 4,000in Bohrung (101,60mm) >> 302/327/350Cui
Es gibt Blöcke mit einem Hauptlagerdurchmesser von 2,3 Inch und später 2,45 Inch. Die Blöcke ab 1968 hatten 2,45 Inch Hauptlager.

Somit kann man auch sagen dass die 265Cui und 283Cui ein wenig spezifisch betrachtet werden müssen, auch wenn viele Teile gleich sind. Köpfe, Kolben, Pleuel, Kurbelwelle und Block und ein paar andere Teile sind anders.

302, 327 und 350 Cui Motoren unterscheiden sich um Hubraum durch den Hub der Kurbelwelle. Wobei der 302 eine Kurbelwelle mit 3,0 Inch Hub hat, der 327 hat 3,25 Inch und der 350 3,48 Inch.

Auch habt ihr bestimmt schon von 2 und 4 Bolzen Blöcken gehört, das bezieht sich auf die Anzahl der Hauptlagerschrauben für die mittleren Hauptlagerböcke.
Technisch betrachtet macht es aber vorallem bei einem Serienmotor keinen Unterschied.
Die "4 Bolt Main" Blöcke wurden vorallem bei Performance Motoren und in Trucks verwendet, Außnahmen bestätigen die Regel....

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Prinzipielles zur Pflege, Wartung, und Tipps:

Eine Sache mit der ihr euch praktisch fast abfinden müsst, sind leichte Leckagen. Gerade die Ventildeckel schwitzen beim Small Block gerne. Aftermarket Ventildeckel aus dickerem Material können Abhilfe schaffen weil durch das stabilere Material die Dichtung gleichmäßiger angepresst wird.
Aber einen 100% dichten Motor bekommt ihr nur wenn ihr das Öl ablasst... Motzen


Wenn Dichtungen getauscht werden, empfehle ich sehr keine Korkdichtungen zu verwenden. Diese saugen sich vorallem bei längerer Standzeit voll und sorgen so für Undichtigkeiten.
Sinnvoll und gezielt eingesetzt ist spezielle Motordichtmasse hilfreich. Aber bitte nicht das orange Zeugs verwenden, sodass es zu allen Seiten rausquillt  Knüppel
Das gilt gleichermaßen für jeden alten Motor...
Empfehlen kann ich hier beispielsweise die schwarze Motordichtmasse von Liqui Moly.


Wichtig ist außerdem ein wirklich regelmäßiger Ölwechsel, lieber zu oft als zu selten. Gerade die in Vergaserpost angesprochene Ölverdünnung durch falsch eingestellte Vergaser ist oft ein Thema. 
Daher rate ich meinen Kunden immer mindestens einmal pro Jahr oder alle 10.000Km das Öl zu wechseln. Und ja, auch dann einmal im Jahr wenn nur 2000Km gefahren werden. Denn durch abkühlen und erhitzen des Motors entsteht im Kurbelgehäuse Kondenswasser das ins Öl gelangt. Steht eure Corvette dann über den Winter sorgt diese Feuchtigkeit für Korrosion im Inneren des Motors.
Daher am besten Ölwechsel vorm Winterschlaf!



Welches Öl?:

Das ist eigentlich ein eigenes Thema für sich, aber kurz gefasst gibt es Eigenheiten bei unseren Motoren die diese Wahl beeinflussen.
  • Unsere alten V8´s haben relativ wenig Ölvolumen und daher auch recht hohe Öltemperaturen
  • Da wir in good old Germany meist etwas zügiger Fahren als die Amis ist Thermik allgemein ein Problem
  • Flat Tappet Nockenwellen, hohe Scherkräfte verglichen mit Roller Nockenwelle oder neueren Motoren
Bedingt dadurch empfielt es sich ein Öl zu verwenden das vor allem bei hoher Temperatur gute Schmiereingenschaften besitzt. Der zweite Wert bei der Bezeichnung bezieht sich auf die Heißviskosität, je höher die zweite Zahl desto dicker ist das Öl im warmen Zustand.
Ein Öl welches im kalten Zustand recht dick ist, ist wiederum garnicht so gut wie man oft denkt. Stichwort 20W50.
Ist euer Motor schlicht ausgenudelt und schreit eigentlich nach einer Überholung dann kann 20W50 bei Ölverbrauch und wenig Öldruck wirklich helfen. 

Ein gesunder Small Block hat mit einem 20W50 Öl aber eher den Nachteil, dass dieses am Anfang sehr lange braucht bis alle Schmierstellen abgeschmiert sind. Die sogenannte Durchölung ist Langsamer.

Allgemein ist eine der besten Sachen die ihr für euere Corvette machen könnt, einen Ölkühler zu verbauen. 

Ist alles original, so ist ein gutes 10W60 oft wirklich eine gute Wahl. Auch mit einem 10W40 langt man nicht daneben, habt ihr eher Temperaturprobleme ist das 10W60 die bessere Wahl.

Öladitiv für die Nockenwelle:

Man hat bestimmt schon öfter gehört dass früher mehr Zink in den Ölen war, was eine Flat Tappet Nockenwelle vor Verschleiß schützen soll. 
Das stimmt irgendwo auch, jedoch sind in modernen Ölen diverse Aditive enthalten welche diesen Zweck im Grunde besser erfüllen als Zink.
Zwar schadet es nicht ein Zink oder Moly Aditiv ins Öl zu geben, es ist aber nicht ausschlaggebend. Verwendet ihr ein hochwertiges gutes Öl, so ist die nötige Scherfestigkeit trotzdem gegeben.


Upgrades für die Kühlung: 

Wie oben angesprochen ist eine wirklich sinnvolle Sache immer ein Ölkühler!
Ansonsten lohnt der Umbau auf einen Alukühler, sofern der alte defekt ist. Ein Aberglaube ist allerdings dass ein Alukühler Materialbedingt besser kühlt. Das stimmt nicht, ein Messingkühler hat eine deutlich bessere Wärmeabgabe!
Allerdings sind die neuen Alukühler oftmals besser designt, dicker und größer, was natürlich für mehr Kühlung sorgt.

Wenn es original aussehen soll empfehle ich die Aufarbeitung eures alten Kühlers. Ich habe eine sehr kompetente Firma welche alte Kühler in bester Qualität überarbeitet. Auch können effiektivere Kühlernetze eingesetzt werden um die Kühlung zu verbessern.

High Flow Wasserpumpen >> tatsächlich eine gute Idee wenn die alte undicht ist. Aber qualitativ hochwertige Teile verwenden, keinen China-Ebayschrott!


Endlich das Thema Leistungssteigerung:  Frankenstein

Erstmal eines vorweg, ich hatte unter den gut 100 Corvette mit Small Block die ich gemessen hatte noch nie eine die am Prüfstand echte 300PS hatte ohne das etwas verändert wurde.
Tatsächlich sind alle Leistungsmessungen relativ identisch verlaufen. Wir reden hier nun von gut abgestimmten und gesunden Motoren!

Grob kann man sagen >> 327Cui haben meist zwischen 230 und 250PS bei 350-380Nm, ein gesunder 350Cui leistet meist 240-260PS bei 400-430Nm!
Mit 265 und 283 Cui Motoren habe ich leider noch zu wenig Prüfstandsdaten, um etwas aussagekräftiges sagen zu können.

Ein relativ einfaches Upgrade neben der angesprochenen Vergaser und Zündungssache sind die Krümmer.
Fächerkrümmer ( Long Tube ) helfen vorallem im mittleren Drehzahlbereich und sorgen für mehr Drehmoment. 
Durchschnittlich macht das in Verbindung mit guter Abstimmung ca 10-20Nm zusätzlich aus ( On Top zu dem was vielleicht durch die Abstimmung schon gefunden wurde ).
Allerdings ist die Hitzeentwicklung im Motorraum und die Verlegung der Zündkabel mit Fächerkrümmern eine Sache die man bedenken muss.
Eine Keramikbeschichtung auf den Krümmern oder eine Umwicklung emfpehle ich daher jedem der auf Fächerkrümmer umrüstet.

Nockenwelle: 

Gemäß dem Thema viel hilft viel, wird hier gerne einfach verbaut was sich gut liest. Das ist aber fast immer falsch. Die Nockenwelle ist das Gehirn eurer Motoren, und die Auswahl hat enorm viel mit der restlichen Periperhrie zu tun.
Eine Nockenwelle die euch oben rum 20PS mehr Leistung beschert, unten rum aber 40Nm einbüst und dafür noch einen schlechter Leerlauf hat ist kein Upgrade, das ist ein Downgrade!

Auch liebäugeln immer noch zu viele Leute mit den Spitzenwerten auf einem Leistungsdiagramm, es geht um den Drehomentverlauf und wie lange der Motor dieses Drehmoment hält. 
Meist bekommt ihr mit einer anderen Nockenwelle mehr Leistung weil das Drehzahlband einfach nach oben geschoben wird.
Denn >> Drehoment x Drehzahl = Leistung

Gerade die Drehzahl ist aber mit Ausnahme vom 302Cui, etwas das der Small Block Chevy serienmäßig nicht besonders mag. In erster Linie liegt das an den Kolben, diese sind bei nahezu allen Small Blocks Gusskolben, daher von ihrer Integrität beschränkt. Zu hohe Kolbengeschwindigkeiten sprich Drehzahl ist hier meistens der Tot.

Drehzahlen von 5500 Umdrehungen kann man einem gesunden Small Block eine Weile lang zumuten, mehr aber auf keinen Fall. Es sei denn ihr wollt euren Motor irgendwann zusammen kehren!

Zylinderköpfe, Ansaugung:


Vorwort >> Finger weg von Chinakrachern, erstens sind diese Köpfe vom Layout meist so schlecht dass ihr nicht mal mehr Leistung habt. Zweitens sind diese Köpfe oft so miserabel verarbeitet dass die Ventile im Neuzustand schon undicht sind! Wenn ihr das Geld für einen hochwertigen Satz neue Köpfe nicht ausgeben wollt oder könnt, ist die Überholung der alten Köpfe die bessere Wahl.
Denn spätestens wenn ein Ventil im Kolben steckt, hat sich die Sparmaßname relativiert!

Anstatt einer aggresiven Nockenwelle empfehle ich eher ein Upgrade von Zylinderkopf und Ansaugung. In Verbindung mit einer gut berechneten Roller-Nockenwelle habt ihr einen Motoraluf wie im Original aber DEUTLICH mehr Drehmoment und Leistung.

Sowohl gute Aluköpfe sind eine Möglickeit als auch das Upgrade eurer originalen Köpfe, sprecht mich bei Interesse für Überholung, Reparatur oder Upgrade einfach an.
Was genau hier wiederum wichtig ist, sprengt den Rahmen. Aber bei einem Telefonat oder per mail, kann ich das gerne weiter ausführen.

In Verbindung mit Fächerkrümmern sind so mit einem ansonsten serienmäßigen Small Block 340-350 ECHTE PS und 500-520Nm möglich. Ohne dabei die Haltbarkeit oder Lebensdauer eures Motors negativ zu beeinflussen. Wir sprechen hier von einem Motor mit Serienkurbeltrieb, und keinem 383er Stroker!

Mehr als 350PS sollte man einem serienmäßigen Kurbeltrieb allerdings nicht zumuten.

Mit Hubraumerweiterung, Stroker Umbau usw sieht das ganze natürlich wieder ganz anders aus.

Um auch hier wieder mal ein paar Richtwerte zu nennen:
  • Serienmäßiger Kurbeltrieb >> maximal 5500 1/min max. Leistung 350PS
  • geschmiedeter Kurbeltrieb >> bis zu 500PS / 700Nm mit Serienblock
  • Aftermarket Motorblock >> je nach Budget nach oben quasi offen, 1000PS sind problemlos möglich, das kostet dann aber auch entsprechend.


Wie oft im Leben ist weniger oft mehr. Gut überholte und leicht überarbeitete Köpfe oder gute Aftermarket Köpfe sorgen auch mit Serienkrümmern für ordentliche Mehrleistung und Fahrspaß. 

Eine C3 oder C2 mit echten 300PS und 450Nm ist in Verbindung mit dem relativ leichten Small Block immer noch ein sehr zügiges Auto. Und in den allermeisten Fällen ist ein Paket in dieser Region auch das was ich emfpehle.
350PS und gute 500Nm sind kein Problem, aber es ist mit mehr Kosten verbunden und einer minimal schlechteren Laufkultur.
Wer mehr will, wie gesagt am besten eine mail an mich.


Nächster und letzter Post >> BIG BLOCK!!!
Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, außer durch noch mehr Hubraum!
Und Ladedruck   Feixen
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Nachrichten in diesem Thema
RE: Motoren, Vergaser, Einspritzung und alles was man dazu wissen muss. - von Motorentechnik Brunner - 18.08.2025, 16:43

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