6th Memorial Daniela Tax-Szilvay 07.-08. Mai 2011

[V-Power]

Um nicht zu vergessen



In diesem Jahr findet das 6. Memorial Daniela Tax-Szilvay statt, und ich möchte auch jene, die nicht das Glück hatten, Daniela persönlich kennenzulernen, daran erinnern, wer Daniela war, mit den gleichen Worten, die ich damals benutzt habe.

Daniela war eine Lady im wahrsten Sinne des Wortes. Sie trug den Titel einer Gräfin, was aber kaum jemand wusste, abgesehen von einigen engen Freunden. Als Corvette-Enthusiastin fuhr sie eine rote C5 und war Präsidentin des Corvette Club Austria.

Sie starb während einer Reise, die sie von Österreich nach Jesolo bringen sollte, wo sie an einem von uns organisierten Treffen teilnehmen wollte.

Danielas Tod war einer der schlimmsten Momente meines Lebens. Ich fühlte mich ihr durch eine sehr enge Freundschaft verbunden: Wir hatten auch außerhalb des Clubs Kontakt und telefonierten oft miteinander. Mit anderen Worten, sie war mir nahe, obwohl sie weit entfernt wohnte. Ich habe sie sehr geschätzt, wie sie mich. Eine feste, tiefe Beziehung hatte sich entwickelt, von einer Art, wie sie einem nur selten im Leben vergönnt ist. Wir haben uns mehrmals getroffen, sowohl in Österreich als auch in Deutschland, Heimat ihres Lebensgefährten.

Daniela war eine vorzügliche Person: ausgesprochen nett, hilfsbereit, voller Liebe. Wer sie kannte, erinnert sich daran, dass sie immer fröhlich war und voller Lebensfreude steckte.
Sie starb genau in dem Moment, als sie ein neues Leben mit Frank beginnen wollte. Nur wenige wissen, dass sie sich nach der Rückkehr von Jesolo in Deutschland niederlassen wollte, um dort mit Frank zu leben. Sie freute sich sehr darauf, und bei dem Treffen in Jesolo wollte sie die große Neuigkeit allen ihren Freunden mitteilen.

Am Tag vor der Tragödie war Daniela 35 Jahre alt geworden, hatte mit ihren österreichischen Freunden gefeiert und wollte die Feier am nächsten Tag mit ihren italienischen Freunden fortsetzen. Sie war deshalb voller Freude und sehr glücklich. Eine halbe Stunde vor dem Unfall rief sie mich an und teilte mir mit dem für sie typischen fröhlichen Überschwang mit, dass sie es gar nicht abwarten konnte, uns wiederzusehen. »Ich bin in Italien. Frank und ich haben bei einer Autobahnraststätte Halt gemacht.« So lauten ihre letzten Worte, und ich habe sie noch immer in den Ohren. Kurze Zeit später wies mich ein konfuser Anruf darauf hin, dass Daniela bei einem Verkehrsunfall verletzt und ins Krankenhaus von Udine gebracht worden war.

Daniela starb auf dem Weg zu uns, auf dem Weg zu ihren italienischen Freunden, und dadurch wird ihr Tod für uns noch tragischer. Ich habe mich sofort auf den Weg zum Krankenhaus in Udine gemacht und unterwegs immer wieder Danielas Nummer gewählt, aber es antwortete niemand an ihrem Handy. Schließlich klingelte es bei mir, und auf dem Display erschien der Name »Daniela«. Meine Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Frank meldete sich und sagte mir voller Tränen: »Valter, Daniela ist tot.« Das Entsetzen jener Worte hat sich mir unauslöschlich in Gedächtnis und Herz geprägt. Ein verzweifeltes »Neeeiiin!« kam aus meiner Kehle und machte etwas auf schreckliche Weise real, das auf keinen Fall hätte geschehen dürfen.
Nur noch wenige Minuten trennten mich vom Krankenhaus. Hupend und mit der Kraft der Verzweiflung bahnte ich mir einen Weg durch den dichten Verkehr.
Als ich herausgefunden hatte, wo sich Frank befand, lief ich die Treppe hoch, als hätte sie überhaupt keine Stufen. Bei der Intensivstation angelangt kam mir ein Arzt entgegen und sagte: »Sind Sie Signor Valter?«, Ja, antwortete ich, und er: »Ihr Freund weiß, dass Sie da sind. Wir machen ihn nur noch sauber und bringen ihn aufs Zimmer. Dann können Sie zu ihm.«

Danke, sagte ich und wartete.

Zehn Minuten vergehen, und dann teilt man mir mit, dass ich zu Frank kann.
Ich betrete sein Zimmer, und mein Blick begegnet dem Franks. Es bleibt alles still, es wird kein Wort gesprochen, und doch sagen wir uns alles in diesem einen Blick. Meine Tränen gesellen sich den seinen hinzu – es ist eine herzzerreißende Szene, die ich direkt erlebe. Ich fühle mich vom Schmerz in Stücke gerissen. Wir schweigen, umgeben von dieser unwirklichen Stille, die schwer auf uns lastet. Wir ergreifen uns an den Händen, und es ist, als umarmten wir Daniela voller Liebe und Verzweiflung. Ich merke, dass sich noch jemand anders in unserer Nähe befindet, jemand, der ebenfalls Tränen in den Augen hat. Ich denke, dass es ein Freund von Frank ist, reiche ihm die Hand und stelle mich vor. Ich bin Valter, sage ich. Oh, Valter, sagt er und beginnt zu weinen. Daniela hat oft von dir gesprochen … Und plötzlich wird mir klar, dass ich den Vater von Daniela umarme. Ein großer Mann, weißhaarig, und mit unglaublicher Würde trägt er in sich den größten Schmerz, den ein Vater fühlen kann.

Attila, so der Name des Vaters, bittet mich tieftraurig, Danielas Leiche sehen zu dürfen. Ich versuche sofort festzustellen, ob es möglich ist, ihm diesen Wunsch zu erfüllen, spreche mit Ärzten und erhalte schließlich die Genehmigung. Ich begleite Attila in den Wartesaal der Intensivstation 2 und spreche mit drei weiteren Personen des Krankenhauses. Anderthalb Stunden später bekommen wir endlich Zugang zu dem Zimmer, in dem Daniela liegt.

Dort sehe ich ihre Leiche, auf einer Bahre, unter einem grünen Laken. Ich bedecke ihr Gesicht, das bis zur Unkenntlich geschwollen ist. Die geschwungenen Augenbrauen, die hohe Stirn und das prächtige blonde Haar lassen jedoch keinen Zweifel daran, wer dort liegt. Der Vater gibt seiner Tochter einen Kuss auf die Stirn und streichelt sie, scheint gar nicht mehr von ihrer Seite weichen zu wollen. Ich streiche das grüne Laken von einem Arm und berühre ihre Hand, ganz vorsichtig, wie um ihr nicht weh zu tun. Der Rest muss nicht in Worte gefasst werden.

Fassungslos kehren wir zu Frank zurück, nachdem ich Erkundigungen über seinen Zustand eingezogen habe: Er hat eine schlimme Kopfverletzung, die mit 32 Stichen genäht werden musste, steht unter Schock und hat viel Blut verloren. Von jenem Augenblick an habe ich meine ganze Kraft auf ihn konzentriert, auf diesen Mann, der auch in einem so tragischen Moment seine Würde bewahrte. Ich muss ihm zuerkennen, dass er mir eine große Lektion des Lebens erteilte, denn es sind solche Situationen, bei denen sich Mut und innere Festigkeit einer Person zeigen.

Das Treffen »Memorial Daniela Tax-Szilvay« geht auf ein Versprechen zurück, das ich Danielas Eltern gegeben habe. Solange ich die Kraft und Möglichkeit habe, werde ich diesem Versprechen gerecht werden, das jedes Jahr die Freunde von Daniela und alle Personen, die sie schätzten, zusammenbringt.


Valter Ballabio
Vizepräsident Corvette Club Italia



A special thanks to AndreasIta for translating my writing.