Kurbelgehäuseentlüftung

[andreas.rf]

Kann mir jemand genau die Funktion der Kurbelgehäuseentlüftung bzw. des PVC-Ventils erklären? Meines Wissens soll das ja ne Luftspülung sein. Am Ansaugkrümmeranschluss rechts, auf dem der Schlauch mit dem PVC Ventil steckt, liegt starker Unterdruck an. An den kleinen Stutzen des rechten Ventildeckels geht aber nix rein, da liegt leichter Überdruck an. An dem Anschluss am Drosselklappengehäuse liegt weder Über-noch Unterdruck an. Was hat der dann für ne Funktion? Wo geht Frischluft in den Motor rein die danach wieder abgesaugt wird? Und welche Funktion hat das PVC Ventil genau? Meines ist jedenfalls wie es scheint im Eimer, weil man es in beide Richtungen widerstandslos durchpusten kann.

Gruß Andreas

[Tom V]

PCV bitte

positive crankcase ventilation...

In der silberne Büchse steckt eine Kugel, die muss man beim Schütteln hören.
Wenn nicht, ist das Ventil ölverklebt.
Man kann testweise versuchen das Ventil mit Bremsenreinger wieder flott zu bekommen.

Das PCV ist eine Art Rückschlagventil um bei bestimmten Druckverhältnissen zu verhindern das Du im Leerlauf oder Teillast "Falschluft" durchs Kurbelgehäuse ziehst.
Unter Last, mit weit offener DK, werden dann die Kurbelgehäuse-Dämpfe angesaugt und mitverbrannt.

[andreas.rf]

Ok Tom,

das heißt das PVC Ventil sollte nur Richtung Ansaugkrümmer durchgängig sein und nicht in beide Richtungen. Frag mich aber trotzdem warum an den Ventildeckelstutzen Überdruck anliegt obwohl bei Leerlauf der Unterdruck im Ansaugkrümmer am größten ist? Oder funktioniert mein Ventil etwa doch obwohl es sich in beide Richtungen durchpusten lässt?? Und für was ist der Schlauch vom Ventildeckel zur Drosselklappe gut? Den hätte man ja dann auch zum Luftfilter legen können.
Warum ich das so genau wissen will ist, weil ich letztens wegen meiner Schieberuckelei versuchshalber beide Schläuche abgesteckt und die Stutzen am Ansaugkrümmer bzw. Drosselklappe abgedichtet hab um nen Fehler in dem Bereich ausschließen zu können. Witzigerweise ist wie immer überhaupt nix passiert, keinerlei Änderung.
Gruß Andreas

[Tom V]

würde der Schlauch zum Luftfilter gelegt, würde der Ölnebel den MAF verschmutzen und somit unbrauchbar machen.

Siehe Mercedes M111 Motor....

Da ist es günstiger direkt an der Drosselklappe anzusaugen - man sieht ja wie schmierig die ist.

Überdruck am Ventildeckel ist doch korrekt, im Kurbelgehäuse herrscht leichter Überdruck.
Ich meine dass man durch das PCV verhindern möchte das im Leerlauf, bei hohem Saugrohrunterdruck, das Ansaugen von Ölnebel und somit zusätzlich Falschluft unterbinden möchte.
Ein schlechter Leerlauf wäre die Folge.

Vielleicht kann der Ekkhardt zu dem Thema wertvolle Infos beisteuern. Ich habe mich mit dem PCV System nicht so intensiv beschäftigt.

Wie gesagt, wenn Du das PCV schüttelst, muss man die Kugel deutlich hören.
Es darf nicht in beiden Richtungen durchgängig sein!

[andreas.rf]

Ok Tom, ich hab mir eh schon ein Neues Ventil bestellt bei Molle, kostet eh nur 10 Euro. Weißt du wie man das austauscht? Das ist ja irgendwie in den Schlauch mit rein vulkanisiert so wie das aussieht. Also auf bzw. abschneiden?

[Tom V]

sollte sich einfach entnehmen lassen:

[andreas.rf]

Ach so das kann man einfach rausziehen? Danke für den Tipp Tom!!

Gruß Andreas

[Wutzer]

Einmal ein paar grundsätzliche Anmerkungen zur Kurbelgehäuseentlüftung (KGE).

Physik:
Da die Kolbenringe nicht zu 100% abdichten, gelangen Verbrennungsgase (Blowby) in das Kurbelgehäuse. Prinzipiell steigt die Menge mit dem Durchsatz, wobei es die Besonderheit gibt, dass bei hohen Drehzahlen und niedriger Last die Dichtwirkung der Ringe abnimmt und somit hier die höchsten Werte auftreten. Dort können es bis zu mehrere 100 l/min werden. Würde man diese Gase nicht ableiten, käme es im Kurbelgehäuse zu einem Überdruck, die Simmerringe würden nach außen gestülpt und die Ölsauerei wäre perfekt..

Vorschriften:
Seit Mitte der 60 er Jahren ist es gesetzliche Vorschrift, dass diese Gase wieder zur Verbrennung dem Motor zurückgeführt werden müssen. Zum Nachweis dazu muss im Kurbelgehäuse bei Leerlauf und Konstantfahrt mit 50 km/h im Kurbelgehäuse ein Unterdruck nachgewiesen werden.

Technische Umsetzung:
Um den Unterdruck im Kurbelgehäuse zu erzeugen, gibt es immer eine Verbindung vom Saugrohr nach Drosselklappe zum Kurbelgehäuse. Da sich bei hohen Saugrohrunterdrücken aber ein zu großer Unterdruck im Kurbelgehäuse bilden täte und dadurch die Simmerringe nach innen gezogen würden, wodurch ein großer Volumenstrom entstünde, der wiederum große Leckluftmengen und mitreißen von Öl zur Folge hätte, wird der Querschnitt dieser Leitung sehr eng begrenzt.
Das hat wiederum zur Folge, dass die hohen Blowby-Mengen nicht abgeführt werden könnten.
Daher gibt es immer einen zweiten dickeren Anschluss vom Kurbelgehäuse vor die Drosselklappe. (Bei aufgeladenen Motoren natürlich immer vor den Lader!).
Dadurch stellt sich auch ein für die Motorsteuerung kalkulierbarer "Falschluftstrom" über das Kurbelgehäuse ein. Änderungen an der Verschlauchung können hier also entsprechende Probleme erzeugen.

Besonderheit PCV:
Wie ausgeführt, findet bei jedem Kurbelgehäuseentlüftungssystem eine gewisse Spülung des Kurbelkastens mit frischer Luft statt, die nach dem Luftfilter und vor der Drosselklappe angesaugt und über die andere Leitung aus dem Kurbelgehäuse über das Saugrohr dem Motor zugeführt wird.
Dadurch werden Benzin und Wasserdämpfe schneller aus dem Kurbelgehäuse gesaugt und können sich weniger oft wieder in das Öl "einmischen", was letztlich der Ölalterung zugute kommt.
Möchte man diesen Spüleffekt erhöhen, somuss man den Querschnitt der Saugleitung (Saugrohr -Kurbelgehäuse) vergrößern. Um bei hohen Saugrohrunterdrücken nun nicht die negativen Folgen in Kauf nehmen zu müssen, muss der Unterdruck im Kurbelgehäuse entsprechend über ein Ventil (PCV-Valve) begrenzt werden.

Gruß
Wutzer

[Tom V]

Danke Dir

[micha1405]

Herzlichen Dank für diese ausführliche und klar verständliche Erklärung!

Again what learned!


Grüsse Micha