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Registriert seit: 04/2021
Ort: Großraum München
Baureihe: noch keine C2
Hallo Jungs,
Corvette habe ich noch keine, ich träume noch. Aber ich habe Erfahrung gemacht mit dem Restaurieren eines Rahmens. Die will ich gern mit Euch teilen.
Ich restauriere einen Range Rover Classic, der einen klassischen Leiterrahmen hat. Etwas kräftiger als der der C2 und mit vielen Schottblechen innen stabilisiert. Ursprünglich dachte ich auch an Sandstrahlen und Lackieren. Ein Blick mit dem Endoskop ins Innere des Rahmens zeigte aber, dass das nur die halbe Miete wird. Auch innen war der Rahmen teilweise angerostet, verkleistert mit vermutlich mehreren Schichten Hohlraumkonservierung, welcher Art auch immer. Zudem hat der Rahmen viele Bohrungen, die den Rahmen beim Strahlen zwangsläufig mit Sand geflutet hätten. Ob man die Mischung aus Sand und Konservierung wieder herausgebracht hätte? Wie hätte ein weiterer Hohlraumschutz den alten Rost penetrieren sollen, wenn auch noch neuer Sand alte Stellen paniert hätte.
Schnell war mit klar, dass der alte Lack und die alte Konservierung am besten chemisch und/oder thermisch entfernt wird. Löcher sind genug im Rahmen, dass man nach der Pyrolyse die Asche auswaschen kann. In Garching bei München hat man mir ein sehr günstiges Angebot für thermisches Entlacken gemacht.
Der Rost wäre beim Verzinker, so der Plan, ohnehin in der Salzsäure gelöst worden. Ohne thermisches Entlacken vorher, hätte der Verzinker den Rahmen gar nicht erst angenommen.
Das Beizen vor dem Verzinken mit Salzsäure, erschien mir aber als Risiko. Es gibt etliche Blechdopplungen im Rahmen. Ich weiß nicht, wie es da im Rahmen der Corvette aussieht, aber die Rover-Jungs haben bezüglich Rostschutz kein Fettnäpfchen auslassen. Ich hatte Angst, dass die Salzsäure über Kapillarwirkung zwar in die Spalte kriecht, aber nicht mehr ausgewaschen wird und beim Verzinken eingeschlossen wird.
Am Ende habe ich mich für die KTL als Rostschutz entschieden. Der Rahmen wurde thermische entlackt, gewaschen, dann chemisch entlackt und wieder gewaschen. Das Entrosten fand in einer Phosphorsäurelösung statt. Die ist wesentlich weniger aggressiv als Salzsäure und passiviert das Blech gleich. Nach diversen weiteren Wäschen ist der Rahmen dann in die KTL getaucht worden. KTL ist eigentlich Epoxidharzpartikel im Wasserbad. Durch Bestromung legen sich die Partikel, zumindest theoretisch, gleichmäßig dick am Blech an, auch innen, wenn genug „Umgrifflöcher“ im Rahmen sind. Die Partikel werden anschließend im Ofen eingebrannt und verschmelzen mit der Oberfläche. Das ist Rostschutz auf Niveau von aktuellen Fahrzeugen und dringt auch in Blechspalte ein.
Den Rahmen habe ich anschließend mit einer Epoxidharzgrundierung und einem schwarzen PUR-Lack aus dem LKW-Bereich lackiert. Viel mehr geht wohl nicht.
Innen habe ich den Rahmen zuerst mit Fluidfilm (dünn wie Olivenöl) konserviert. Fluidfilm kriecht viel besser als Mike Sander. Nach 3 Monaten Wartezeit bin ich dann mit einem Korrosionsschutzfett vom Korrosionsschutzdepot nochmal satt drüber. Da hätte man auch Sandern können, aber mir ist das Hantieren mit 120°C heißem Fett (eigentlich Vaseline) und Druckluft nicht wirklich sympathisch.
Ob man bei einer Corvette, die nur bei schönstem Wetter gefahren wird, soweit gehen muss, weiß ich nicht. Ich habe aber jetzt wenigstens das Gefühl, dass ich alles nur Mögliche getan habe. In Zukunft werden ich hin und wieder mit Fluidfilm drüberjauchen und fertig. Einen Käfer halte ich so schon seit 30 Jahren rostfrei am Leben.
Weiter vorne im thread ist das Thema Sander und Schweißen aufgekommen. Das ist definitiv ein riesen Problem. Sander ist Vaseline mit Bienenwachs und bleibt ein Leben lang aktiv. Deshalb wirkt es ja recht gut. Die Vaseline wird beim Schweißen durch die Temperatur sofort flüssig und zündet gerne. Wenn der Rahmen von innen erst mal brennt, ist Holland in Not. Ängstliche Gesellen holen eine CO²-Flasche von Wirt des Vertrauens und fluten den Rahmen beim Schweißen permanent.
Aber kommt das wirklich vor? Wenn ich sauer gearbeitet habe, ist Rost lange kein Thema. Wenn ich doch irgendwann grob mit dem Schweißgerät eingreifen muss, steht eh mehr an. Also geht das Ding zuerst wieder ins thermisch Entlacken / Ent-Sandern. Dann brennt auch nichts mehr.
Ohne Hohlraumkonservierung hat mich der Spaß zwischen 1000 und 1200€ gekostet. Genau weiß ich das nicht, weil noch andere Teile dabei waren, unter anderen 2 Starachsen und Kleinteile.
Ist es perfekt? Fast, innen im Rahmen gab es kleine Fehlstellen nach der KTL. Die sind jetzt im Fett vergraben. Jede Ritze kann ich eh nicht kontrollieren.
Würde ich es wieder machen? Auf jeden Fall. Ich bin Grübler und denke im Nachhinein immer darüber nach, ob es besser gegangen wäre. So ist alles gemacht, was sinnvoll war. Wenn er jetzt doch rostet, dann ist es halt so.
Just my 2 cents
Harry